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Was sind Kyphose, Skoliose und Spondylolisthesis?

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Der Begriff „Orthopädie“ setzt sich aus dem altgriechischen „ortho“ für „gerade“ und „pedaios“ für „Kind“ zusammen. Die Orthopädie ist damit schon ihrem Namen nach die Mutter der Behandlung Heranwachsender, insbesondere im Bezug auf die gerade Haltung der Wirbelsäule. Die drei häufigsten Erkrankungen der Wirbelsäule im Kindesalter heißen Skoliose („Krümmung“), Kyphose („Buckel“) und Spondylolisthesis (spondylos, „Wirbel“, und olisthesis, „Gleiten“). Prof. Dr. Thomas Niemeyer, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, ist Ärztlicher Direktor an der Asklepios Paulinen Klinik in Wiesbaden. 

Prof Dr. Niemeyer, was sind Kyphose, Skoliose und Spondylolisthesis und wie werden sie behandelt?

Prof. Niemeyer: Die Kyphose wird auch Rundrückenkrankheit genannt und tritt öfter bei Jungen als bei Mädchen auf. Sie hängt mit den Veränderungen in der Pubertät zusammen: Das muskuläre Wachstum reicht nicht aus, um die Wirbelsäule aufrecht zu erhalten, sodass sich an einer Stelle ein Rundrücken bildet und es zu strukturellen Veränderungen der Wirbel kommen kann. Daraus kann auch Morbus Scheuermann, der „Lehrlingsrücken“, entstehen, bei dem sich die Wirbel verkanten und, wahrscheinlich hormonell bedingt, keilförmig verändern. Das verursacht eine Haltungsinsuffizienz, die Betroffenen kriegen einen Buckel, dem man aber mit Physiotherapie und Rückentraining begegnen kann.

Die Skoliose ist ebenfalls ein klassisches Krankheitsbild. Von der dreidimensionalen Verbiegung der Wirbelsäule sind häufig Mädchen in der Pubertät betroffen. Es kommt zu einer seitlichen Abweichung der Wirbelsäule, meist entwickelt sich ein Rippenbuckel auf einer Körperseite, der gut zu sehen ist. Man teilt die Skoliose nach dem Winkel der Abweichung ein, bei einem sogenannten Cobb-Winkel zwischen 14 und 50 Grad wird die Erkrankung konservativ mit einem Korsett behandelt. Meist ist nur bei darüber hinausgehenden Abweichungswinkeln eine operative Versorgung nötig.

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Skoliose im Röntgenbild

Skoliose im Röntgenbild

Die Ursache der Spondylolisthesis, des Wirbelgleitens, ist unklar. Sie tritt jedoch besonders häufig bei sportlich aktiven Kindern auf, insbesondere bei Leichtathleten, Turnern oder Ringern, die ihre Lendenwirbelsäule mit Rotationen stark belasten. Dadurch kommt es zu einer Stressfraktur im Lendenwirbelbereich, wodurch die Verbindung zu den anderen Wirbeln geschwächt wird: Die Wirbel beginnen zu gleiten. Symptomatisch wird das von den Kindern häufig wie ein Ischias-Schmerz wahrgenommen, also mit Kreuzschmerzen und Ausstrahlenden in die Beine. Aber auch die Spondylolisthesis kann konservativ behandelt werden, nur manchmal müssen Wirbel versteift werden, um das Kreuz wieder voll belastbar zu machen. 

Gibt es einen idealen Zeitpunkt für die orthopädische Kontrolle?

Prof. Niemeyer:  Grundsätzlich gilt: Wenn Sie bei Heranwachsenden eine Krümmung in der Haltung bemerken, sollte das orthopädisch abgeklärt werden. Manche Krümmungen sind Teil der normalen Entwicklung, die sich von selbst auswachsen. Selbst die Kyphose, Skoliose oder Spondylolisthesis sind nicht unheilbar. Meist verschwinden die Beschwerden mit konservativer Therapie und dem Erwachsenwerden völlig. Einen idealen Zeitpunkt für den Arztbesuch gibt es zwar nicht, aber je früher, desto besser. 

Prof. Niemeyer, vielen Dank für das interessante Gespräch. 

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Prof. Dr. med. Thomas Niemeyer
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Asklepios Paulinen Klinik
Geisenheimer Straße 10
65197 Wiesbaden
0611 / 847 20 82
t.niemeyer@asklepios.com