Das neue Zauberwort in der Medizin heißt: „Laser“. Der energiereiche Lichtstrahl erzeugt Temperaturen, die sogar Stahl verdampfen können. Gebündeltes Licht hat unendlich viel Kraft. Der Laser schmilzt Tumore, putzt Adern frei, schafft neue Sehkraft. Aber kann er auch Rückenschmerzen tatsächlich wegdampfen?
„Vor dem Laser kommt erst die Diagnose“, sagt der Münchner Wirbelsäulenspezialist Dr. Reinhard Schneiderhan. „Nur wenn akute oder chronische Schmerzen durch eine Bandscheibenvorwölbung ausgelöst wurden, sollte man über den Einsatz des Lasers nachdenken. Es kommt allerdings entscheidend darauf an, ob wirklich nur die Bandscheibe selbst weh tut und ob sie bis zu einem gewissen Grad auf einen Nerv drückt oder ob andere Ursachen vorliegen.“
Was viele gar nicht wissen: Obwohl die Bandscheibe ursprünglich gar keine Schmerznerven besitzt, kann auch die Bandscheibe selbst weh tun. Das ist häufig dann der Fall, wenn der äußere Faserring, der sie umgibt, mit zunehmendem Alter brüchig wird. Dann können schmerzübertragende Nervenfasern einwachsen. Das kommt auch bei Fehlbelastungen vor; die betroffenen Patienten müssen also keineswegs älter sein.
Um das exakt herauszufinden, sind eine sehr genaue Untersuchung und Befragung des Patienten sowie ganz spezielle Diagnosetechniken nötig: „Es ist zudem eine regelrechte Kunst, die Schmerzangaben des Patienten richtig zu beurteilen“, so Dr. Schneiderhan. „Das erfordert viel Erfahrung und ist schwieriger, als ein Röntgen- oder Kernspinbild zu interpretieren. Natürlich muss man sich ausreichend Zeit dafür nehmen. Das geht nicht in zehn Minuten. Erst nach dem ausführlichen Patientengespräch und der körperlichen Untersuchung sollte der Arzt einen Blick auf die Röntgenbilder werfen. Aber selbst die üblichen radiologischen Möglichkeiten reichen nicht aus. Deshalb empfehlen wir die Anfertigung einer so genannten Diskografie der betroffenen Bandscheiben.“
Diskografie (von lat. „Diskus“ = Scheibe) heißt so viel wie Röntgenkontrastdarstellung der Bandscheibe. Dazu wird eine feine Kanüle in einem Winkel von 50 Grad von der Seite her bis in die Bandscheibe vorgeschoben. Eine Röntgenkamera zeigt genau, wo sich die Spitze der Kanüle befindet, damit der Arzt sie zielgenau steuern kann. Der Patient liegt dabei auf dem Bauch. Damit er keine Schmerzen hat, bekommt er vorher eine schmerzstillende und beruhigende Spritze. Dazu ist extra ein Narkosearzt (Anästhesist) anwesend, der den Patienten überwacht.
Durch die Kanüle spritzt der Arzt dann etwa einen Milliliter flüssiges Röntgenkontrastmittel in den Bandscheibenraum, also in die Bandscheibe hinein. Auf dem Bildschirm des Röntgengerätes erkennt man deutlich, wie sich das Kontrastmittel in seiner Umgebung verteilt. Sind Bandscheibe und umgebender Faserring intakt, bleibt das Kontrastmittel im Bandscheibenraum. Fließt das Kontrastmittel jedoch aus, ist der Faserring zumindest eingerissen. Das heißt, es liegt eine Bandscheibenvorwölbung oder ein -vorfall vor.
Doch damit nicht genug. „Gleichzeitig können wir zudem das Ausmaß des Verschleißes innerhalb der Bandscheibe beurteilen“, sagt Dr. Schneiderhan. „Zusätzlich befragen wir den Patienten während der Injektion, ob er etwas spürt. Denn wenn die Bandscheibe selbst weh tut, empfindet er beim Einspritzen des Kontrastmittels einen leichten Schmerz, so wie er auch vor der Untersuchung vorlag. Fachleute nennen dieses Phänomen ‘Memory Pain’. Tritt dieser Memory Pain auf, ist eine Laserbehandlung möglich und sinnvoll.“
Praktischerweise passt die dünne Laserfaser genau durch die Kanüle, die ja bereits an der richtigen Stelle liegt. Zuvor erhält der Patient jedoch durch die Kanüle zusätzlich ein Mittel zur örtlichen Betäubung, damit auch die Laserbehandlung schmerzfrei abläuft. Danach führt der Arzt die dünne Laserfaser bis in die Bandscheibe ein. Über ein Fußpedal kann er die Laserimpulse auslösen.
„Diese Laserimpulse haben gleich vier Wirkmechanismen“, erklärt Dr. Schneiderhan. „Bandscheibengewebe schrumpft, Schmerznerven werden ausgeschaltet, die Weiterleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn unterbrochen und kleine Bandscheibeneinrisse wieder verschlossen. Das alles entlastet die betroffenen Nervenwurzeln.“
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Jede einzelne dieser Wirkungen bringt dem Patienten Vorteile:
1. Die hochenergiereichen Laserstrahlen lassen sowohl den geleeartigen Kern der Bandscheibe als auch den sie umgebenden Faserring schrumpfen, an dem oft vorgefallene Teile der Bandscheibe anhaften. Der Fachmann spricht hier vom „Shrinking-Effekt“. Folge: Das Volumen der Bandscheibe verringert sich, sie kann keinen Druck mehr auf die benachbarten Nervenwurzeln ausüben. Oft klingt der ausstrahlende Ischias-Schmerz schon während der Behandlung ab und verschwindet schließlich ganz.
2. Die Schmerzfasern der Nerven werden ausgeschaltet, Schmerzfühler (Rezeptoren) am Bandscheibenring und am hinteren Längsband der Wirbelsäule von der Nervenversorgung getrennt.
3. Durch die wärmebedingte Einschmelzung von Bandscheibengewebe (Wärmeeffekt) mit Hilfe des Lasers kommt es zur Zerstörung der Produktionsstätten von Nervenübertragungsstoffen (L-Glutamat, Substanz-P, Peptide und Chinine) und damit zur Unterbrechung der Weiterleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn und so zur Beseitigung der meist chronischen Schmerzen.
4. Durch den Laservorgang in der Bandscheibe wird das Kollagengewebe des Faserringes umgewandelt, kleinere Bandscheibeneinrisse werden wieder verschlossen. Der Faserring wird stabilisiert und ein Zusammensinken (Absenken) des Zwischenwirbelraumes und die Gefahr der Ausbildung eines Postnukleotomiesyndroms (Beschwerden durch Höhenverlust der Bandscheibe nach Operation) verhindert.
Die Laserbehandlung dauert in der Regel etwa eine Stunde und kann ambulant durchgeführt werden. Das heißt, der Patient bleibt noch zwei Stunden zur Beobachtung in der Praxisklinik, erhält dann ein komfortables und entlastendes Mieder und kann damit nach Hause gehen. Das Mieder muss er etwa drei Wochen lang tragen. Es stützt beim Sitzen und bei bestimmten Bewegungen. Zwei Wochen nach dem Eingriff sollte eine mit dem Arzt abgestimmte Krankengymnastik beginnen. Zum selben Zeitpunkt darf der Patient schon wieder Bürotätigkeiten oder leichte körperliche Arbeiten aufnehmen. Erst nach vier Wochen sind auch belastende Arbeiten und Jogging wieder erlaubt. Schwimmen und Rad fahren darf der Patient schon nach drei Wochen, alle anderen Sportarten sind erst nach fünf Wochen erlaubt.
Allerdings führen nicht alle auf die Therapie von Wirbelsäulenbeschwerden spezialisierte Ärzte die Laserbehandlung durch. Dr. Schneiderhan: „Die Anwendung ist nicht einfach und erfordert viel Erfahrung, denn die Fasersonde muss besonders exakt platziert werden. Außerdem muss man vorher ganz genau herausfinden, welcher Patient überhaupt für den Lasereingriff in Frage kommt und welcher nicht.“
Das gilt in gleichem Maße auch für die anderen modernen, sanften und minimalinvasiven Wirbelsäulen-Therapien. „Entscheidend ist“, so Dr. Schneiderhan, „welche Therapie für welchen Patienten am besten geeignet ist. Das lässt sich nur durch genaueste Diagnosestellung festlegen. Der Schlüssel dazu liegt im ausführlichen Gespräch mit dem Patienten und seiner Untersuchung. Vor jeder Behandlung steht die Schmerzanalyse. Nur so greift das individuelle Schmerztherapie-Konzept, das für beinahe jede Schmerzart eine geeignete Lösung findet“.
Die Lasertherapie ist also keine neue Allroundwaffe gegen Rückenschmerzen, sondern nur eine von mehreren Behandlungsmöglichkeiten. Nach der Erfahrung von Dr. Schneiderhan kommt sie für etwa jeden vierten Rückenpatienten (25 Prozent) in Frage.
Die häufigste Therapie bleibt die Behandlung mit dem Wirbelsäulen-Katheter nach Prof. Racz. 40 Prozent der Patienten mit starken und chronischen Rückenschmerzen können mit dieser schonenden Technik behandelt werden. Dr. Schneiderhan: „Der Wirbelsäulen-Katheter hat nach wie vor den größten Einsatzbereich. Das heißt, die Schmerzzustände und die Ursachen, die sich mit der Kathetertherapie beheben lassen, kommen ganz einfach am häufigsten vor. Insofern kann der Laser den Racz-Katheter nicht ersetzen. Der erfahrene Arzt kann aber herausfinden, ob Katheter oder Laser mehr Erfolg versprechen.“
Weiteren 25 Prozent der Patienten empfiehlt Dr. Schneiderhan die Hitzesonden-Behandlung. Meist sind es Menschen, denen Verschleißerscheinungen der Wirbelgelenke das Leben zur Hölle machen.
Die restlichen 10 Prozent entfallen auf die Behandlung mit dem Schmerzschrittmacher (SCS-Therapie = rückenmarksnahe elektrische Stimulation) und weitere Techniken, darunter die Absaugung oder endoskopische Entfernung von Bandscheibengewebe. Übrigens hat sich die Auflösung von Bandscheibengewebe mit Papaverin-Enzymen (Fachausdruck: Chemonukleolyse) nicht bewährt. Denn hier kam es in letzter Zeit häufig zu allergischen Reaktionen.
Tatsache ist: Eine Operation der Bandscheibe kann heute in den allermeisten Fällen vermieden werden. „Ein operativer Eingriff“, erläutert Dr. Schneiderhan, „ist nur dann erforderlich, wenn ein ausgeprägter Bandscheibenvorfall die Nerven so stark quetscht, dass es bereits zu Lähmungen oder Nervenstörungen mit Folgen wie Blasen- oder Darmschwäche kommt“.
MVZ Praxisklinik
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