Liebe Patientin, lieber Patient,
die lumbale Spinalkanalstenose ist eine häufige Erkrankung des älteren Menschen als Folge degenerativer Veränderungen der Wirbelsäule.
Das klinische Beschwerdebild wird typischerweise geprägt durch einen tief lumbalen Rückenschmerz mit belastungsabhängiger Schmerzausstrahlung in die unteren Extremitäten (Claudicatio-Symptomatik). Dabei sind die schmerzfreie Gehstrecke – je nach Ausmaß der Stenose –, die Bildmorphologie und die Beschwerden des Patienten unterschiedlich.
Ich möchte auf die Einzelheiten der Spinalkanalstenose nicht eingehen; dazu ist bereits vieles geschrieben und veröffentlicht worden. Auch über die Behandlung der lumbalen Spinalkanalstenose wurde mehrmals (auch hier) berichtet.
Ich möchte gezielt auf den Stellenwert des Rückenschmerzes bezüglich der Wahl der operativen Behandlung blicken. Die Linderung der Beinbeschwerden durch die operative lumbale Dekompression wird in der Literatur bereits sehr gut beschrieben.
Die Auswirkung der Operation auf die Rückenschmerzen wird jedoch seit Jahren kontrovers diskutiert. Einige Autoren glauben, dass die Linderung von Rückenschmerzen nach einer Dekompressionsoperation allein nicht unbedingt zu erwarten ist. Deshalb werden diese Patienten in den entsprechenden Segmenten nicht nur dekomprimiert, sondern auch stabilisiert (Spondylodese). Dabei handelt es sich nicht um Patienten, die zusätzlich zu der Stenose Instabilitäten und/oder ausgeprägte skoliotische Fehlstellungen nachweisen. Es handelt sich vielmehr um Patienten, die eine klassische Spinalkanalstenose in einem oder mehreren Segmenten aufweisen. Verschiedene Studien, vorwiegend aus dem asiatischen Raum, konnten allerdings trotz der kurzen Follow-up-Zeit von knapp einem Jahr nachweisen, dass eine reine Dekompressionsoperation nicht nur zu einer Besserung der Beinbeschwerden, sondern auch zu einer erheblichen Besserung der Rückenschmerzen führte. Auch andere Studien aus Nordeuropa konnten dies bestätigen. Dennoch weisen diese Studien, wie fast jede Studie, Schwächen auf. Zum einen ist die Nachverfolgungszeit (Follow-up-Zeit) der Patienten mit ca. 12 Monaten relativ kurz. Man behauptet, dass die Patienten wenige Monate nach der Dekompression erst recht Rückenschmerzen bekämen, da die Dekompression ggf. zur postoperativen Instabilität führen könne. Andererseits fällt auf, dass die Operateure teilweise unterschiedliche Techniken verwendet haben, um den Spinalkanal zu dekomprimieren.
Das am häufigsten verwendete (Standard-)Verfahren in Deutschland ist die beidseitige Dekompression über einen einseitigen Zugang (Over-the-Top- oder Cross-over-Technik). Dieses Verfahren führt durch die komplette Schonung der paravertebralen Rückenmuskulatur sehr wahrscheinlich zu einer weiteren Reduktion des postoperativen Rückenschmerzes. Auch ich kann aus meinem klinischen Alltag diese Erfahrungen und die Ergebnisse der Studien bestätigen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Dekompressionseingriff nicht nur die Funktionseinschränkungen und die begleitenden Beinschmerzen lindert, sondern auch die Rückenbeschwerden von Patienten mit einer lumbalen Spinalkanalstenose. Dies gilt auch für Patienten mit initial unerträglichen Rückenschmerzen. Ein Stabilisierungseingriff ist in solchen Fällen nicht erforderlich.
Herzliche Grüße
Ihr Dr. med. Charilaos Christopoulos
Chefarzt Wirbelsäulenchirurgie
ATOS Orthoparc Klinik GmbH
Aachener Straße 1021B
50858 Köln
Tel.: 0221 / 48 49 05 - 0
service-opk@atos.de
www.atos-kliniken.com/de/