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Krankheitsbilder

Rheumatherapien

Beitragsbild
young woman with pain in shoulder, Ache in human body , office syndrome , health care concept

Rheumatiker leiden an einem Steuerungsfehler des Immunsystems, der für entzündliche Prozesse im Körper sorgt. Eine „Umprogrammierung“ der falschen Abwehrfunktion, also eine Heilung, ist derzeit noch nicht möglich. Dennoch können die Schübe, die beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis für eine fortschreitende Gelenkzerstörung sorgen, mit der richtigen Therapiekombination in Schach gehalten werden.

Der sogenannte rheumatische Formenkreis umfasst viele verschiedene Erkrankungen, die bei jedem Einzelnen sehr individuell verlaufen und in jeder Altersgruppe auftreten können. Kennzeichnend für Rheuma sind in der Regel entzündliche Prozesse, die von einem fehlgeleiteten Immunsystem in Gang gesetzt werden. Die chronische Erkrankung zählt zu den Autoimmunerkrankungen und ist bisher nicht heilbar. Ziel aller Therapie ist es daher, das Fortschreiten (Progression) zu verringern. Denn die entzündlichen Prozesse, die in der Regel schubweise ablaufen, haben auch nach dem Abklingen meist Folgen für die Betroffenen. So kommt es bei der rheumatoiden Arthritis zu Prozessen, die den Knorpel und Knochen der Gelenke angreifen und sie nach und nach zerstören. Je früher dem entgegengewirkt wird, desto besser ist die Prognose des Krankheitsverlaufs.

Natürlich ist es im Alltag der Betroffenen auch sehr wichtig, die Symptome zu lindern. Dazu gehören Schmerzen, Bewegungseinschränkung, Morgensteifigkeit und allgemeinkörperliche Krankheitszeichen wie Fieber und Abgeschlagenheit. Um beide Therapieziele – die Remission der Krankheitszeichen und die Verhinderung von Folgeschäden – zu erreichen, besteht eine Rheumatherapie in der Regel aus einer Kombination von Therapien. Nach gründlicher Diagnostik – im Idealfall durch einen Rheumatologen in einer entsprechenden Fachpraxis oder einem Rheumazentrum – wird diese innerhalb eines Therapieplans festgelegt und kann, wenn nötig, jederzeit angepasst werden.

Medikamentöse Therapie

Basis einer funktionierenden Rheumatherapie sind immer spezielle Medikamente, welche die Entzündung beeinflussen sollen. Nach Möglichkeit sollten bereits einige Wochen nach den ersten Beschwerden diese Medikamente eingenommen werden. Vor allem, weil es bei Beteiligung der Gelenke dort, bereits kurze Zeit nachdem die Erkrankung ausgebrochen ist, zu Schäden kommen kann. Außerdem wirken viele der Medikamente, die ab dann dauerhaft eingenommen werden müssen, nicht sofort. Ihre Aufgabe, das fehlgeleitete Immunsystem zu blockieren, erfüllen sie erst nach einigen Wochen. In der Zwischenzeit können sogenannte Brückentherapien, z. B. mit Kortison, angewendet werden. Eine neuere Medikamentengruppe, die sogenannten Biologika, kommen zurzeit zur Anwendung, wenn die immunblockierenden Wirkstoffe nicht die gewünschten Erfolge bringen. Biologika wirken direkt gegen bestimmte Entzündungsstoffe. Die Kehrseite der Rheumamedikamente ist ein höheres Infektionsrisiko. Einige Basistherapeutika bei Rheuma können miteinander kombiniert werden, sodass die Therapien individuell angepasst werden können.

Neben den Medikamenten, die gegen das Entzündungsgeschehen wirken, gehören auch schmerzlindernde Mittel häufig zur Therapie. Entsprechend dem Schmerzempfinden kommen verschieden starke Mittel infrage, beispielsweise die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika oder bei sehr starken Schmerzen auch Opiate. Seltener als früher – aber dennoch nicht aus der medikamentösen heumatherapie wegzudenken – wird der entzündungshemmende Wirkstoff Kortison eingesetzt. Hier wird bei der Anwendung im Hinblick auf Nebenwirkungen sorgfältig abgewogen. Insbesondere bei akuten Schüben kann es zum Einsatz kommen. In ruhigeren Krankheitsphasen wird die Dosierung eher niedrig gehalten.

Physiotherapie und Patientenschule

Die Physiotherapie ist bei Rheuma eine wichtige begleitende Behandlung. Sie kann gemäß der Krankheitsausprägung sehr unterschiedlich sein. Neben krankengymnastischen Übungen zur Stabilisation und Mobilisation der Gelenke gehören auch unter anderem die Manuelle Therapie sowie Wärme- und Kälteanwendungen dazu. Mittlerweile gibt es Untersuchungen, die zeigen, dass physikalische Therapien auf molekularer und zellulärer Ebene bei rheumatischen Erkrankungen positive Effekte erzielen.

Zusätzlich zu dem geführten Muskeltraining im Rahmen einer Physiotherapie ist es empfehlenswert, dass die Patienten ihren Möglichkeiten entsprechend gelenkschonende Sportarten betreiben. Welche dafür zur Verfügung stehen, können sie unter anderem in speziellen Patientenschulungen lernen. Diese Programme sollen ein vielfältiges Wissen über die eigene Erkrankung und deren Therapie sowie andere Bewältigungsmethoden vermitteln.

Ergotherapie, Hilfsmittel und ergänzende Therapien

Ob im Rahmen einer Patientenschulung oder als eigenständige Therapieeinheit – Rheumatiker profitieren in vielen Fällen von Ergotherapie. Dabei lernen sie, eigens auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, wie sie ihren Alltag gelenkschonend bestreiten können. Auch die vielfältig zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, wie z. B. Orthesen oder Greifhilfen, können so vorgestellt werden. 

Ergänzend nutzen viele Rheumapatien-ten individuell unterschiedliche Verfahren, um ihre Beschwerden zu lindern, so beispielsweise Besuche in sogenannten Heilstollen. Dort herrschen meist eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine leichte, natürliche Radioaktivität, welche entzündungslindernd wirken soll.

Invasive Therapien

Auch bei der Radiosynoviorthese nutzt man eine Art der radioaktiven Strahlung. In diesem Fall zur Behandlung einer entzündeten Gelenkinnenhaut. Dabei wird ein radioaktiver Wirkstoff mit kurzer Halbwertszeit ins Gelenk injiziert. Er verteilt sich durch die Gelenkflüssigkeit und führt eine Art Strahlentherapie von innen heraus durch. In manchen Fällen wird die Gelenkinnenhaut jedoch auch arthroskopisch entfernt (Synovialektomie). Bei sehr starker Gelenkzerstörung durch Rheuma kann der künstliche Gelenkersatz in Betracht gezogen werden. Die Endo-prothetik bei Rheuma unterscheidet sich von der bei Arthrose. So muss unter anderem genau abgewogen werden, wie und ob die medikamentöse Therapie weitergeführt wird. Denn zum einen birgt die Blockierung des Immunsystems die Gefahr der Wundheilungsstörung und zum anderen besteht ohne Medikamente das Risiko eines entzündlichen Krankheitsschubs.

Bei allen Arten der Behandlung ist die aktive Mitarbeit des Patienten, im Medizinjargon spricht man von Compliance, für eine erfolgreiche Therapie unverzichtbar. Unterstützt werden kann dies beispielsweise mittels digitaler Dokumentation von Symptomen und Lebensqualität. Verschiedene erfolgreiche Projekte wurden dazu auf einer Tagung der EULAR (European League Against Rheumatism) vorgestellt. 

von Stefanie Zerres aus ORTHOpress 4/15

Fragen und Antworten

Welches Medikament hilft am besten bei Rheuma?

Es stehen Medikamente gegen Entzündungen sowie zur Schmerzlinderung zur Verfügung. Zum Einsatz kommen unter anderem die sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika oder bei sehr starken Schmerzen auch Opiate.

Wie erkenne ich Rheuma oder Arthrose?

Bei Rheuma ist auch die Rede von dem sogenannten rheumatischen Formenkreis, zu dem viele verschiedene Erkrankungen zählen. Diese verlaufen bei dem jeweiligen Betroffenen individuell. In der Regel sind entzündliche Prozesse für Rheuma kennzeichnend. Sie gehen von einem fehlgeleiteten Immunsystem aus.

Ist Rheuma heilbar?

Rheuma ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die bisher noch nicht heilbar ist. Alle Therapiemaßnahmen haben daher das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu verringern.