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Kopf & HWS

Myofasziale Triggerpunkte als Ursache unklarer Schmerzen im Nackenbereich 

woman in white dress shirt

Schon unsere Eltern haben uns immer mal wieder zu einer guten Haltung ermahnt. Was früher eher erzieherische Gründe hatte, wird heute zu einem Volksleiden: Der sogenannte „Handynacken“ betrifft mittlerweile alle Generationen und kann neben der permanenten Handynutzung auch durch Schreibtisch- und Computerarbeit oder allgemein zu viel Sitzen entstehen. Hierbei werden die Muskeln im Schulter/Nackenbereich durch die Fehlhaltungen des Kopfes nach vorne überlastet. 

Es kommt zunächst zu chronischen Verspannungen und dabei können sich sogenannte „myofasziale Triggerpunkte“ bilden. Diese relativ kleinen – bis maximal erbsengroßen – schmerzhaften, verkrampften Areale innerhalb eines Muskels können teilweise getastet werden und reagieren auf Druck empfindlich, außerdem können sie Schmerzen oder Missempfindungen in anderen Körperregionen auslösen (to trigger = auslösen). Bei myofaszialen Triggerpunkten in der Schulter-/Nackenregion sind dies häufig Ausstrahlungen in den Kopf oder Arm, teilweise bis in die Finger.

Dabei wird von Ärzten in der beklagten Schmerzregion, in die diese Triggerpunkte ausstrahlen, nichts Krankhaftes festgestellt, da die Schmerzen aus einer anderen Region herrühren. Die Patienten erfahren oft nur, dass sich nichts Schlimmes feststellen lässt. 

Auch der klassische Hexenschuss im unteren Rücken ist meistens kein blockierter Wirbel oder eingeklemmter Nerv, sondern hat seine Ursache in akut schmerzhaft verspannter Muskulatur. Nach einigen Tagen sollte sich der Hauptschmerz wieder gelegt haben. – Bleiben jedoch anhaltende Beschwerden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Neben anderen Ursachen können sich auch hier hartnäckige Triggerpunkte gebildet haben, die anhaltende Beschwerden und Bewegungseinschränkungen verursachen. 

Andere häufige Lokalisationen sind Triggerpunkten im Bereich der Hüfte. Hier liegen viele täglich stark belastete Muskeln. Diese neigen zur Ausstrahlung ins Bein und werden deshalb oft mit Ischiasschmerzen verwechselt. Man sucht dann vergeblich nach einem Bandscheibenvorfall.

Knieschmerzen können ebenfalls aus der Muskulatur kommen, hier wird oft zunächst auf einen Meniskusschaden getippt und die Muskulatur als Ursache übersehen.

Eine weitere Lokalisation ist der sogenannte Schienbeinkantenschmerz bei Läufern. Wurde ein Ermüdungsbruch ausgeschlossen, liegt die Ursache der Beschwerden meist in der Muskulatur. Auch bei Schmerzen im Fuß, die sich nach einer Versorgung mit einer orthopädischen Einlage nicht bessern wollen, sollte eine Überprüfung auf muskuläre Triggerpunkte erfolgen. Das Phänomen der myofaszialen Triggerpunkte wird noch zu wenig beachtet, deshalb werden viele unklare Schmerzen nicht ursächlich behandelt. 

Triggerpunkte zu finden ist nicht immer leicht und wenn ein Muskel durch Triggerpunkte lange befallen ist, kann es durch unbewusste Schonung dieses Muskels zu einer Überlastung benachbarter Muskeln kommen, in denen sich dann wiederum Triggerpunkte bilden. Der Schmerz breitet sich langsam aus und es kommt zum sogenannten „myofaszialen Triggerpunktsyndrom“.

Bei dieser chronischen Form überlagern sich die einzelnen Bereiche der Ausstrahlungsgebiete.

Dadurch wird es immer schwieriger, den ursprünglichen Auslöser dieser Schmerzen zu finden. Beispielsweise können sich Schmerzen vom Gesicht über Kopf und Nacken in den ganzen Arm ausbreiten oder die Patienten berichten, dass eine gesamte Körperhälfte schmerzt. Natürlich darf man andere Möglichkeiten für Schmerzen nicht übersehen, aber diese Art flächiger Schmerzen deutet auf eine myofasziale Ursache.

Ausgebildete Therapeuten können die Ursache erkennen und mit Händen und Hilfsmitteln wie z. B. der Stoßwelle erfolgreich behandeln. Eine Liste von Therapeuten in Ihrer Nähe finden Sie auf dieser Seite oder Sie wenden sich an unsere Geschäftsstelle.

Dr. med. Peter Reinecke