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Hüft-Aufklärung im Orthopädischen Krankenhaus Schloss Werneck

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Interview mit Prof. Dr. med. C. Hendrich: Hüftprothesen und Risiken
Das künstliche Hüftgelenk ist die erfolgreichste Operation überhaupt. 97% der Patienten würden sich jederzeit wieder operieren lassen. Neue Entwicklungen wie die minimal-invasive Technik und die frühe Mobilisierung machen die OP deutlich einfacher, aber auch heute bestehen klar definierte Risiken. Worüber der Experte seine Patienten aufklärt, erfahren wir vom Ärztlichen Direktor des Orthopädischen Krankenhauses, Prof. Dr. med. Christian Hendrich.
Ist das künstliche Hüftgelenk heute überhaupt noch eine große Operation?

Prof. Hendrich: Eine OP-Dauer von deutlich unter einer Stunde, ein Blutverlust zwischen 50 und 100ml und das Aufstehen nach 2 Stunden – das klingt fast zu einfach. Aber das künstliche Hüftgelenk findet tief im Körper statt und bleibt damit immer eine große Operation.

Sie vergleichen den Prozess der OP gerne mit einer gemeinsamen Reise?

Prof. Hendrich: Tatsächlich finde ich diesen Vergleich sehr passend. Eine Operation ist eine Reise mit einem klaren Ziel (dem der Besserung), einer geplanten Route (das sind die OP und ihre Nachbehandlung), aber auch Gefahren (das sind die möglichen Komplikationen). Wichtig ist, dass beide Partner am Ende wohlbehalten am Ziel ankommen.

Sie verwenden für die Aufklärung ein Bogensystem?

Prof. Hendrich: Der Thieme Compliance-Bogen bietet eine umfassende Übersicht über alle wichtigen Punkte – und sorgt dafür, dass nichts vergessen wird.

Welche Fragen beantwortet Ihre Aufklärung?

Prof. Hendrich: Muss wirklich operiert werden? Wie laufen OP und Nachbehandlung ab? Was sind die Risiken? Wie ist die richtige Einstellung zur OP?

Was ist für Sie das Ziel der Operation?

Prof. Hendrich: Ganz einfach, dass es dem Patienten besser geht. Schmerzfreiheit, Mobilität oder die Rückkehr zu einem aktiven Lebensstil hören sich gut an – am Ende wollen unsere Patienten ein Stück Lebensfreude zurückgewinnen.

Muss überhaupt operiert werden?

Prof. Hendrich: Niemand muss operiert werden – der Patient hat immer die Wahl. Wenn der Patient aufgrund der Hüfte nicht mehr so leben kann, wie er mag, ist die Operation häufig die beste Lösung. Als klassische Orthopäden legen wir allergrößten Wert auf das Ausschöpfen der nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten.

Gibt es allgemeine Risiken?

Prof. Hendrich: Kein Chirurg kann eine Erfolgsgarantie geben. Eine Hüftprothese kann sich lockern oder verschleißen. Unsere Faustregel ist, dass heute 70% der Prothesen länger als 25 Jahre halten. Tatsächlich erwarte ich, dass wir mit den modernen Materialien sogar noch bessere Standzeiten haben.

Welche sind die 3 gefährlichsten Risiken einer Hüftendoprothese?

Prof. Hendrich: Die drei größten Risiken sind die Infektion, die weitere Operationen nach sich zieht, die bis zum Ausbau der Hüfte reichen können. Eine Thrombose mit nachfolgender Lungenembolie kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Sie ist aber dank moderner Medikamente heute sehr selten geworden. Auch das Ausrenken des Gelenks können wir durch den Erhalt der Muskulatur und größere Hüftköpfe glücklicherweise stark reduzieren. Alle diese gefährlichen Risiken liegen heute jeweils eher im Promille- als im Prozentbereich.

Welche anderen Risiken können die Freude am neuen Kunstgelenk erheblich verderben?

Prof. Hendrich: Diese Komplikationen sind nicht lebensgefährlich, erfordern aber teilweise weitere Maßnahmen. Zahlenmäßig am häufigsten dürfte die Beinlängenänderung sein. In der Normalbevölkerung kommen Beinlängenunterschiede bis 1cm regelhaft vor. Bis 1,5cm werden daher dem Chirurgen als handwerkliche Ungenauigkeit zugestanden. Dank guter Planung ist es mit den modernen Gelenken nur selten erforderlich, einen Schuhausgleich zu verordnen.

Auch ohne Komplikation sind manche Patienten mit dem Ergebnis der Hüfte unzufrieden?

Prof. Hendrich: Hauptursache – auch noch nach Jahren – sind Beschwerden im Iliosakralgelenk, die aber fast immer mit 2 Spritzen behandelt werden können. Ein vor der OP länger bestehendes Hüfthinken kann bis zu eineinhalb Jahren benötigen, um sich zu bessern.

Welchen Rat geben Sie persönlich Ihren Patienten?

Prof. Hendrich: Hören Sie auf Ihren Körper. Die Heilung folgt einem bestimmten Rhythmus. In den ersten 4 Tagen steht die Verarbeitung des OP-Traumas im Vordergrund, es folgt eine erste Heilungsphase bis 14 Tage postoperativ. Bis zur 6. Woche ist die Prothese eingewachsen und die Gelenkkapsel wieder stabil. Danach muss sich der Lymphabfluss noch einen neuen Weg suchen… Wichtig ist: Wir begleiten Sie auf dieser Reise – von der ersten Beratung bis zu Ihrer vollständigen Wiederherstellung.

Prof. Dr. med. Christian Hendrich
Prof. Dr. med. Christian Hendrich

Orthopädisches Krankenhaus Schloss Werneck

Spezialklinik für Endoprothetik, Orthopädie und Unfallchirurgie EndoProthetik
Zentrum der Maximalversorgung

Tel.: 09722 / 21 14 03