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Krankheitsbilder

Differenzierte Chirurgie der Schilddrüse und Nebenschilddrüse am Eduardus-Krankenhaus

Beitragsbild

Bei etwa einem Fünftel der 2079-Jährigen in Deutschland können Schilddrüsenknoten nachgewiesen werden. Gut 80.000 Mal im Jahr wird eine Operation notwendig. Am Eduardus-Krankenhaus in Köln-Deutz werden in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie sämtliche notwendigen Eingriffe unter der Leitung von Chefarzt Dr. med. Frank Fischer schonend und wann immer möglich minimalinvasiv durchgeführt.

Herr Dr. Fischer, wann kann eine Schilddrüsenoperation notwendig werden?

Dr. Fischer: Es gibt eine ganze Reihe von Schilddrüsenerkrankungen, welche medikamentös behandelt werden können, wie etwa Schilddrüsenüber- oder -unterfunktionen. Operiert wird typischerweise bei Schilddrüsenerkrankungen, bei denen strukturelle Veränderungen eingetreten sind, die also zur Ausbildung von Knoten geführt haben, welche entweder Beschwerden wie eine lokale Kompressionssymptomatik verursachen, weiterwachsen oder bei denen eine bösartige Erkrankung ausgeschlossen werden soll. Auch Schilddrüsenfehlfunktionen aufgrund von bestimmten Autoimmun-erkrankungen, wie sie zum Beispiel der endokrinen Orbitopathie (den „Basedow-Augen“) zugrunde liegen, können eine Indikation zur Operation sein. Darüber hinaus kann natürlich auch eine familiäre Disposition – also z. B. das Wissen um ein bei einem nahen Verwandten aufgetretenes Schilddrüsenkarzinom –  eine Operation nahelegen.

Die Schilddrüse

Die Schilddrüse besteht aus zwei symmetrischen Lappen, die durch eine kleine Brücke miteinander verbunden sind und die jeweils seitlich der Luftröhre knapp unterhalb des Schildknorpels des Kehlkopfs liegen (daher der Name). Wegen ihrer charakteristischen Form wird die Schilddrüse auch „Schmetterlingsorgan“ genannt. Sie bildet zwei Hormone, welche für die Regelung zahlreicher Stoffwechselprozesse im Körper verantwortlich sind: Das Thyroxin bzw. Tetrajodthyronin („T4“) und das Trijodthyronin („T3“). Um diese Hormone produzieren zu können, benötigt der Körper genügend Jod. Ein Mangel daran ist auch heute noch die häufigste Ursache für die Entstehung von Schilddrüsenknoten: Bei fast jedem Zweiten über 50 Jahre sind sie nachweisbar. Oft sind sie so klein, dass sie von den Betroffenen gar nicht bemerkt werden. Werden sie jedoch größer, so können sie starke Beschwerden verursachen – etwa dann, wenn sie auf die Luft- oder Speiseröhre drücken und so Atem- oder Schluckbeschwerden verursachen. 

Wie werden Schilddrüsenknoten diagnostiziert?

Dr. Fischer: Große Knoten sind entweder bei einer klinischen Untersuchung erkennbar – können also ertastet werden – oder verursachen charakteristische Symptome wie Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder im Extremfall Atemnot, mit denen die Betroffenen zu uns kommen. Darüber hinaus sind wir heute mit bildgebenden Verfahren gut in der Lage, die Knoten und ihre Ausbreitung zu erkennen. Besonders die Fortschritte in der Ultraschalldiagnostik haben dazu geführt, dass wir bereits Knoten ab einer Größe von etwa fünf Millimetern sicher erkennen können. Im Ultraschall können heute bereits Verkalkungen und unregelmäßige Begrenzungen sichtbar gemacht werden, die auf eine Bösartigkeit hindeuten können. Der nächste Schritt sind radiologische und nuklearmedizinische Untersuchungen, allen voran die Szintigrafie, mit der der Stoffwechsel der Knoten dargestellt werden kann. Dabei wird ein radioaktives Kontrastmittel gespritzt, welches sich ähnlich wie Jod in den Knoten anreichert und deren Größe und Aktivität zeigt. 

Viele Betroffene haben Angst vor einer Schilddrüsenoperation. Ist dies heute noch gerechtfertigt?

Dr. Fischer: Eine gefürchtete Komplikation bei der Schilddrüsenoperation ist die Verletzung des Stimmbandnervs, bei dem es sich aber meist nur um eine Überdehnung handelt, deren Folgen sich mit der Zeit wieder zurückbilden. Wir können diese heute jedoch gut vermeiden, da wir während der Operation ein Neuromonitoring vornehmen, also die Reizweiterleitung der entsprechenden Nervenbahnen überwachen. Stellen wir auch nur die kleinste Beeinträchtigung fest, so wird die Operation nicht fortgesetzt und erst nach einer Erholung des Nervs wieder aufgenommen. So wird eine beidseitige Verletzung sicher vermieden. Letztlich können wir damit nicht immer die Verletzung auf einer Seite verhindern, diese jedoch frühzeitig erkennen und damit die andere Seite durch Abbruch schonen. Eine andere früher häufige Nebenerscheinung ist die ungewollte Entfernung der Nebenschilddrüsen. Diese vier etwa erbsgroßen Organe befinden sich in unmittelbarer Nähe der Schilddrüsenlappen, daher ihr Name. Sie haben aber funktionell nichts mit den Schilddrüsen zu tun. Werden sie entfernt – was bei einer Entfernung beider Schilddrüsenlappen aufgrund der schlechteren Bildgebungsmöglichkeiten früher nicht selten der Fall war –, so kommt es zu einem Absinken des Kalziumspiegels. Die Folge können Krämpfe in den Beinen oder auch Herzrhythmusstörungen sein, die dauerhaft zur Einnahme von Kalziumpräparaten zwingen. 

In der Praxis hat sich gezeigt, dass hier insbesondere die Erkenntnisse aus der Ultraschalluntersuchung einen vorteilhaften Einfluss auf die Operationsplanung haben. So wird z. B. auch bei mehreren Knoten in beiden Schilddrüsenlappen nicht mehr die ganze Schilddrüse entfernt, sondern nur die Seite, welche in der Regel für den Großteil der Beschwerden verantwortlich ist. Selbst wenn auf diesem Wege ein oder zwei Nebenschilddrüsen mit entfernt wurden, so können die verbleibenden beiden Organe die Funktion mit übernehmen. Durch die Benutzung einer Lupenbrille während des Eingriffs ist auch bei der Entfernung eines Großteils der Schilddrüse eine unbeabsichtigte Resektion der Nebenschilddrüsen heute sehr unwahrscheinlich.

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Hernienzentrum Köln-Deutz

Schilddrüsenzentrum Köln-Deutz

Sekretariat:

Tel.: 0221 / 8274 – 2298

chirurgie@eduardus.de