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Häufige Folge nach einem Schlaganfall
Das klassische Bild eines Schlaganfallpatienten kennt jeder: Augenlid und Mundwinkel einer Gesichtshälfte hängen herab und ein Arm und ein Bein funktionieren nicht mehr so, wie sie sollten. Nicht selten kommen Sprachstörungen hinzu. Ein Schock für die Betroffenen. Doch wie kommt es eigentlich zu solchen Symptomen? Und wie werden sie behandelt?
Bei einem Schlaganfall (Apoplex) wird die Durchblutung eines oder mehrerer Hirnareale gestört oder komplett unterbrochen. Die häufigste Ursache für eine solche Durchblutungsstörung ist der Verschluss eines Blutgefäßes im Gehirn (ischämischer Schlaganfall). Dieses kann sich infolge jahrelanger Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose) verengen. Irgendwann kann das Blut nicht mehr richtig hindurchfließen und dahinter liegende Hirnareale werden mehr oder weniger von der Blutversorgung abgeschnitten. Oder aber das Gefäß wird durch ein Blutgerinnsel verstopft, welches in die Blutbahn des Gehirns geschwemmt wird und dort stecken bleibt (Embolie). Bei dem wesentlich selteneren hämorrhagischen Schlaganfall reißt ein Blutgefäß und es kommt zu einer Hirnblutung. Sehr viel seltener ist ein Schlaganfall auf entzündliche oder tumoröse Erkrankungen zurückzuführen.
Die typischen Symptome
Die Nervenzellen unseres Gehirns können nur eine kurze Zeit ohne Blutzufuhr überleben, welche ihre Nährstoff- und Sauerstoffversorgung sichert, dann sterben sie ab. Da jeder Abschnitt unseres Gehirns bestimmte Funktionen unseres Körpers wie Sehen, Sprechen, Bewegungen etc. steuert, kommt es infolge eines Schlaganfalls zu entsprechenden Ausfallerscheinungen. Eine der häufigsten Folgen ist die sogenannte Hemiparese. Bei dieser unvollständigen Halbseitenlähmung sind ein Arm und ein Bein derselben Körperhälfte mehr oder weniger stark in ihrer Funktion eingeschränkt (bei einer vollständigen Halbseitenlähmung spricht man von einer Hemiplegie). Dabei tritt die Lähmung der Extremitäten (Arm, Bein) typischerweise auf der entgegengesetzten Seite der Hirnschädigung auf. Kommt es also zu einem Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte, sind die Extremitäten der rechten Körperhälfte betroffen und umgekehrt. Zu Beginn ist die Lähmung in der Regel schlaff. Nach einiger Zeit entwickelt sich jedoch typischerweise eine Spastik, bei der die Muskelspannung (Muskeltonus) erhöht ist (spastische Hemiparese). Bei vielen Patienten zeigt sich das sogenannte Wernicke-Mann-Gangbild: Der betroffene Arm ist vor dem Bauch angewinkelt, das Bein auf derselben Seite gestreckt. Beim Gehen schwingt der Patient das in seiner Funktion eingeschränkte Bein halbkreisförmig nach vorn. Je nach Ausmaß der Schädigung sind die Betroffenen in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt.
Weitere Schlaganfallsymptome
Bei manchen Patienten ist zusätzlich die Mundmuskulatur geschwächt, was z. B. zu Problemen beim Essen führt. Weiterhin kommt es bei linkshirnigen Läsionen oft zu sogenannten Aphasien (Sprachstörungen), wobei zwischen motorischen Aphasien (fehlende Sprachproduktion) und sensorischen Aphasien (fehlendes Sprachverständnis) unterschieden wird. Viele Schlaganfallpatienten leiden außerdem unter einer verwaschenen und undeutlichen Sprache (Dysarthrie) und / oder unter sogenannten Dysphagien (Schluckstörungen).
Rehabilitation
Ein wichtiges Ziel der Hemiparese-Therapie ist die weitestgehende Wiedereingliederung der Patienten in den Alltag. Außerdem geht es darum, Folgen der Lähmungserscheinungen wie Haltungsschäden zu verhindern und – wenn vorhanden – Sprach- und Sprechstörungen in den Griff zu bekommen. Schluckstörungen sollten schnellstmöglich behandelt werden, da es ansonsten unter Umständen zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) durch Fremdkörper in der Lunge kommen kann. Eine solche Erkrankung würde den Heilungsprozess nach einem Schlaganfall deutlich verzögern und die Prognose verschlechtern.
Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie helfen den Patienten, verloren gegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen und / oder den Ausfall zu kompensieren. Die Betroffenen sollen Tätigkeiten wie Körperpflege, Anziehen usw. wieder so gut als möglich selbstständig ausführen. Viele Patienten müssen das Gehen wieder neu erlernen. Insgesamt ist Geduld gefragt. Verbesserungen können oft auch noch Monate nach dem Schlaganfall erzielt werden. Zusätzlich werden die Muskeln gedehnt, um die erhöhte Muskelspannung und unwillkürliche Bewegungen der Spastik zu verringern. Bei schweren spastischen Lähmungen setzen die Ärzte mitunter das Nervengift Botox ein. Die Therapeuten und Ärzte arbeiten bei Patienten mit einer spastischen Hemiparese u. a. mit folgenden Konzepten bzw. Methoden:
- Bobath-Konzept: Dieses Konzept beruht auf der lebenslangen Fähigkeit des Gehirns, zu lernen und sich umzuorganisieren (Plastizität). Verloren gegangene alltägliche Fähigkeiten sollen neu erlernt werden.
- Propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation (PNF): Diese Therapie soll das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskeln fördern.
- Vojta-Konzept (Reflexlokomotion): Bei dieser Methode werden von Geburt an vorhandene Bewegungsmuster durch Druck auf verschiedene Körperstellen aktiviert.
- Forced-use-Therapie: Hierbei wird der gesunde Arm des Patienten geschient, um die Nutzung des teilweise gelähmten Armes zu fördern.
- Logopädie
- Botox
- Stoßwellentherapie
- Medikamentöse Therapie
von Ulrike Pickert
Fragen und Antworten
Was ist eine spastische Hemiparese?
Bei einer spastischen Hemiparese liegt eine Spastik vor, bei der die Muskelspannung, also der Muskeltonus erhöht ist.
Was löst eine Spastik aus?
Eine Spastik wird häufig durch einen Hirninfarkt und entsprechende Schädigungen der Hirnareale ausgelöst.
Was ist eine spastische Lähmung?
Bei einer spastischen Lähmung ist die Eigenspannung der Skelettmuskulatur höher als im gesunden Zustand.