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Die Plantarfasziitis: Ein chronisches Leiden – aber gut behandelbar!

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Herr Dr. Morawe, was ist eine Plantarfasziitis und wie äußert sie sich?

Dr. Morawe: Rund 10 Prozent aller Menschen in Deutschland haben in ihrem Leben einmal mit Fersenschmerzen zu tun. Die Plantarfasziitis ist ein besonders häufiges Krankheitsbild bei Menschen zwischen 40 und 60 Jahren, die ihre Füße stark belasten, sowohl durch hohe sportliche Ansprüche als auch durch hohes Körpergewicht. In aller Regel treten plötzliche Schmerzen in der Fußsohle, in Höhe der Ferse auf. Die meisten Patienten klagen hier über einen plötzlichen, sehr stechenden Schmerz, als würden sie mit einem Dolch gestochen, insbesondere unter Belastung. Eine der häufigsten Ursachen für dieses Beschwerdebild ist die Plantarfasziitis. „Plantar“ ist lateinisch und bedeutet „Sohle“, eine „Faszie“ ist ein Gewebeband. Die Plantarfaszie ist am Fersenbein, also dem Knochen, angeheftet, genau an dieser Stelle treten dann schmerzhafte Entzündungen auf. Der Volksmund hat das früher „Fersensporn“ genannt. Orthopädisch gesehen ist der aber erst eine Folge einer länger andauernden Plantarfasziitis. Wenn an einer Stelle dauerhaft Entzündungen vorliegen, neigt der Körper dazu, zum Schutz lokal Knochengewebe aufzubauen. Dies ist jedoch ein weiterer Reizungspunkt für die ohnehin entzündete Faszie. Allerdings kann auch eine reine Plantarfasziitis ohne knöchernen Fersensporn größere Schmerzen verursachen und ein knöcherner Fersensporn zunächst unauffällig bleiben. Es ist daher wichtig, die Ursache der Schmerzen richtig zu diagnostizieren. Die Plantarfasziitis ist zwar eine der häufigsten Ursachen, doch neben einer Haglundferse, Faserrissen und einem Nervenengpasssyndrom kann es etliche Differenzialdiagnosen geben. Je nach Ursache ist eine andere Therapie erforderlich.

Wie diagnostizieren Sie eine Plantarfasziitis?

Dr. Morawe: Meist stellt sich am inneren Rand der Ferse ein typischer Schmerz ein, sobald man Druck ausübt, häufig ist die Stelle auch angeschwollen. Nachweisbar ist die Plantarfasziitis mit bildgebenden Verfahren wie dem Ultraschall oder einer Magnetresonanztomografie (MRT). Hier kann man genau erkennen, welches Gewebe verändert ist, wo Entzündungen sitzen und ob sich schon knöcherne Vorbauten gebildet haben. Mit einem Röntgenbild würde man eher nach knöchernen Deformitäten im gesamten Fuß suchen: Ein Hohl- oder Plattfuß zum Beispiel kann durch die Fehlstellung im Fuß Entzündungsprozesse begünstigen.

Welche Therapieoptionen gibt es für die Plantarfasziitis?

Dr. Morawe: Es gibt einige mögliche Therapieansätze. Wichtig ist, diese kaskadenartig aufzubauen. „Viel hilft viel“ gilt hier leider nicht, da das Gewebe Zeit zum Heilen braucht. Zunächst ist Schonung und Ruhe nötig, Sport und lange Gehstrecken sollten vermieden werden. Zudem startet die antientzündliche Therapie, zum Beispiel mit einem Zinkverband. Kurzfristig können Schmerzmittel wie Voltaren oder Ibuprofen zum Einsatz kommen, aufgrund der Nebenwirkungen ist das aber keine Dauerlösung. Weiter geht es mit guten individuellen Einlagen. Früher hat man hier Einlagen mit kreisrunder Weichbettung eingesetzt. Allerdings ist eine längs an der Sehne verlaufende Weichbettung, die präzise die entzündete Stelle entlastet, besser geeignet. Das geht nicht mit Standardeinlagen oder Modellen aus dem Internet, sondern nur mit individuell angepassten Einlagen. Das Ziel ist die Umverteilung der Belastung auf andere, intakte Bereiche. Besonders wichtig ist die Physiotherapie mit Massage, Lockerungs- und Dehnungsübungen. Diese Art der Physio darf und kann etwas wehtun, da nur so die nötigen Heil- und Reparaturprozesse im Gewebe angestoßen werden. Das Dehnen mit speziellen Übungen ist übrigens auch für zu Hause Pflicht. Es gibt zwar auch die Möglichkeit der Injektion von Cortison oder des Nervengiftes Botulinumtoxin (im Volksmund „Botox“), doch dies stellt ein invasives Verfahren dar. Zwar können sich schnelle Erfolge einstellen, doch eine Injektion in die Fußsohle ist aufgrund der vielen Neurorezeptoren schmerzhaft und mit Risiken verbunden. Daher werden diese Injektionen meist nur in besonders therapieresistenten Fällen eingesetzt. Zusätzlich können die extrakorporale Stoßwellentherapie, Röntgenreizbestrahlung oder Magnetresonanztherapie Erfolge bringen. Jede Methode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die sich je nach Patient anders darstellen.

Der letztmögliche Schritt ist die Operation. Sie wird nur eingesetzt, wenn die Beschwerden mehr als ein Jahr bestehen und keine der konservativen Methoden eine Verbesserung bringt. In dem Falle wird das entzündliche Gewebe vom Rest abgelöst und ein gegebenenfalls vorhandener knöcherner Fersensporn entfernt. Allerdings dauert es nach so einem Eingriff gut sechs Monate, bis der Fuß wieder voll einsatzfähig ist, manchmal bleibt die Besserung auch hinter den Erwartungen zurück.

Wenn Sie sagen „kein Sport“, was genau heißt das bei der Plantarfasziitis? Darf man locker spazieren gehen?

Dr. Morawe: In der Tat ist Spazierengehen hier nicht ratsam! Man sollte die Gehstrecke reduzieren und unnötige Wege vermeiden. Sportarten mit explosiven und dynamischen Bewegungen wie Joggen oder Tennis verschlimmern die Beschwerden. Für viele Menschen bricht eine Welt zusammen, wenn sie sechs bis acht Wochen auf Sport verzichten sollen. Doch keine Sorge: Sie sollen konditionell nicht völlig abbauen. Krafttraining und isometrische Belastungsübungen, zum Beispiel im Fitnessstudio, können problemlos durchgeführt werden; auch Schwimmen und Radfahren sind geeignet. Entscheidend ist aber auch, mit den Fersenschmerzen nicht zu spät zum Arzt zu gehen. In der Akutphase, also in den ersten sechs Wochen, sind die Heilungsaussichten am besten; viele Patienten sind hier schon nach gut drei Monaten wieder fit. Wenn die Entzündung aber schon chronisch geworden ist oder sich Knochensporne gebildet haben, kann es gut ein Jahr dauern, bis die Schmerzen aufhören.

Herr Dr. Morawe, vielen Dank für das interessante Gespräch!

Der Morgen ist das Schlimmste: Schon beim ersten Auftreten tut der Fuß weh, mit jedem Schritt wird es schlimmer. Irgendwann hat man sich zwar „eingelaufen“, aber früher oder später kehrt der Schmerz zurück: Das kann eine Plantarfasziitis sein. André Morawe, Chefarzt für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie an der ATOS Orthoparc Klinik in Köln, kennt dieses Krankheitsbild gut. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie hat bereits über 12.000 Eingriffe im Bereich der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie durchgeführt. Aus langjähriger Erfahrung weiß er: Die Plantarfaszie wird oft vernachlässigt und überlastet, ist aber entscheidend für unsere Fähigkeit zu laufen.

Dr. med. André Morawe
Chefarzt Fuß- und Sprunggelenkchirurgie und Ärztlicher Direktor

ATOS Orthoparc Klinik GmbH
Aachener Straße 1021B
50858 Köln
Tel.: 0221 / 484 90 50
service-opk@atos.de