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Kopf & HWS

Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) und ihre Folgen

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Wenn das Zusammenspiel zwischen Schädel (cranium) und Kiefer (mandibula) gestört ist, spricht man von einer craniomandibulären Dysfunktion. Es handelt sich dabei um ein Krankheitsbild mit vielfältigen Facetten, dessen Tragweite vielfach immer noch unzureichend erkannt wird.

Jede Fehlstellung im Körper kann sich ungünstig auf dessen gesamte Statik auswirken und zu Beschwerden führen. Nicht selten ist davon auch das Kiefergelenk betroffen. Kieferfehlstellungen können angeboren sein oder durch Verletzungen im Hals- und Kopfbereich hervorgerufen werden. Zuweilen treten sie auch als Folge zahnärztlicher Behandlungen auf. Dabei kann es oft schon ausreichen, wenn zwei übereinander liegende Zähne nicht mehr richtig aufeinandertreffen, weil zum Beispiel ein Zahn überkront wurde. Da das Gewicht, das beim Kauen auf unseren Zähnen lastet, immerhin bis fast zwei Zentner betragen kann, können die Auswirkungen einer abweichenden Gebissstellung beträchtlich sein. Wie empfindlich der Tastsinn unserer Zähne ist, lässt sich allein dadurch veranschaulichen, dass sie sogar ein feines Haar oder eine Fischgräte erspüren können. Um einen Fehlbiss auszugleichen, neigen die Betroffenen, häufig besonders in der Nacht, dazu, ihre Zähne aufeinanderzupressen; ein Vorgang, den Mediziner als Bruxismus bezeichnen.

Die Folgen einer CMD können bis ins Becken zu spüren sein

Die Beschwerden, die durch Fehlstellungen des Kiefers oder Dysbalancen hervorgerufen werden können, sind unterschiedlichster Art. Dazu gehören neben Gesichtsschmerzen beispielsweise auch Tinnitus, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Denn wie man inzwischen annimmt, können craniomandibuläre Dysfunktionen auch die Sauerstoffversorgung des Innenohrs negativ beeinflussen. Darüber hinaus entstehen Fernwirkungen, die sich bis in Schulter, Brust-, Lendenwirbelsäule und Becken erstrecken können. Umgekehrt ist es aber auch möglich, dass Haltungsveränderungen, die auf eine Schiefstellung des Beckens zurückgehen, ungünstige Auswirkungen auf die Kaumuskulatur mit sich bringen. Zusammenhänge dieser Art sollten durch eine gute CMD-Diagnos-tik erfasst werden, sodass sich daraus im konkreten Einzelfall ein geeignetes Therapiekonzept ableiten lässt. Am besten umsetzen lässt sich dies durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, an der Zahnärzte, Kieferorthopäden, Orthopäden, Osteopathen und Physiotherapeuten beteiligt sind.

Welche Rolle spielt CMD bei Schlafstörungen?

Indem der Kiefer bei einer CMD versucht, ständig gegen seinen unnatürlichen Zustand anzuarbeiten, wird ein immenser Druck aufgebaut. Hält dieser Druck längere Zeit an und kommt es zu keiner Entspannung, treten Verspannungen auf, welche sich besonders negativ im Schlaf auswirken können, wenn sich der Unterkiefer nach hinten verlagert und den Mund- und Rachenraum einengt. Die damit verbundenen Folgen sind Schlafstörungen, vor allem in Form von starkem Schnarchen. In manchen Fällen kommt es auch zu nächtlichen Atemaussetzern.

von Arne Wondracek