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Wichtiger, als man denkt!
Im Fitnessstudio sieht man meist Menschen, die für ein straffes und sportliches Aussehen verschiedenster Körperteile trainieren: An erster Stelle stehen bei Männern oft die Bizeps- und Brustmuskeln, bei Frauen ist es nicht selten die „Problemzone“ Bauch-Beine-Po. Doch häufig sind für ein reibungsloses Funktionieren unseres Körpers ganz andere Muskelgruppen verantwortlich, wie z. B. der Beckenboden.
Beim Beckenboden handelt es sich um eine mehrschichtige, trichterförmige Muskelplatte, welche die inneren Organe daran hindert, durch die Schwerkraft oder die Einwirkung anderer Muskeln herabzusinken oder -gedrückt zu werden. Er ist zwischen Scham- bzw. Darmbein und Steißbein aufgespannt und schließt damit den Bauchraum nach unten ab.
Besonders Frauen leiden oft unter einem schwachen Beckenboden
Seine Lage und seine Funktion machen deutlich, warum eine Schwächung des Beckenbodens viele Beschwerden mit sich bringen kann. Besonders Frauen leiden häufig darunter, da ihr Bindegewebe grundsätzlich weicher als das der Männer ist. Ein zu schwacher Beckenboden kann zu Senkungen von Blase und Gebärmutter führen und für Unterleibs- und Rückenschmerzen verantwortlich sein. Besonders nach der Geburt eines Kindes ist der Beckenboden manchmal regelrecht ausgeleiert. Da durch die Öffnungen des Beckenbodens auch Darm und Harnröhre austreten, kommt es dann besonders häufig zu der wohl unangenehmsten Nebenwirkung einer Beckenbodenschwäche: dem unwillkürlichen Harnabgang bei Muskelkontraktionen, die durch Husten, Niesen oder sonstige Anspannungen hervorgerufen werden. Auch die Darmentleerung und das sexuelle Empfinden bzw. beim Mann die Erektionsfähigkeit können in schwereren Fällen gleichermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Beckenbodentraining: Wichtig für alle
Glücklicherweise können viele Probleme, die eine Beckenbodenschwäche mit sich bringt, mit einem gezielten Training der Beckenbodenmuskulatur beseitigt oder zumindest stark abgeschwächt werden. So ist es etwa häufig möglich, eine leichte Harninkontinenz vollständig zu beseitigen. Dazu ist jedoch ein konsequentes, richtiges Training notwendig, mit dem die verloren gegangene Spannung weitestgehend wiederhergestellt wird. Einige wenige Übungseinheiten im Rahmen der sogenannten „Rückbildungsgymnastik“ nach einer Schwangerschaft sind dazu bei Weitem nicht ausreichend. Auch sind die Beckenbodenmuskeln nicht immer intuitiv zu erspüren. Bis man sie gezielt kräftigen kann und weiß, worauf es ankommt, steht dem Einzelnen eine mehr oder weniger flache Lernkurve bevor. Viele Fitnessstudios bieten daher spezielle Trainingseinheiten an, welche sich den auftretenden Schwierigkeiten annehmen. Als besonders effizient für den Beckenboden gilt ein Pilates-Training. Die Übungen haben den Vorteil, dass sie – anders als bei vielen anderen Trainingsmethoden – keinen Druck auf den Beckenboden ausüben. So werden keine Übungen ausgeführt, welche den Oberkörper stark verkürzen, wie etwa Sit-ups oder Crunches. Unterstützt werden können die Übungen durch moderne Bio-Feed-back-Verfahren, bei denen die Muskelanspannung sichtbar gemacht wird, oder auch durch Elek-trostimulation, welche die betroffenen Muskeln sanft zur Kontraktion anregt und so unter anderem hilft, die wichtigen Bereiche exakt zu lokalisieren. Auch mit sogenannten Beckenbodentrainern, die meist als eine Art Tampon in die Scheide eingeführt werden, können das Erspüren und die bewusste Anspannung des Beckenbodens erleichtert werden. Aber selbst wenn sich durch ein konsequentes Beckenbodentraining wieder eine weitgehende Kontrolle der beeinträchtigten Funktionen eingestellt hat, sollten entsprechende Übungen idealerweise lebenslang durchgeführt werden. Dies gilt insbesondere – aber nicht nur – für Frauen in der zweiten Lebenshälfte, da es durch den hormonell bedingten Rückgang der Kollagenfasern oft zusätzlich zu einer Schwächung des Beckenbodens kommt.
von Solveig Blonz