„Schmerzschrittmacher” – effektive Behandlungsmöglichkeiten durch Neuromodulation
Chronische Schmerzen können das tägliche Leben stark beeinträchtigen und die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Die medizinischen Behandlungsmaßnahmen sind vielschichtig, häufig aber nicht anhaltend schmerzlindernd oder wenig effektiv. Ein wichtiger Baustein einer erfolgreichen Therapie wird dabei immer noch zu selten oder meistens gar nicht beachtet: die Behandlung chronischer Schmerzen mittels eines Schmerzschrittmachers (Neuromodulation). Dabei kann die Wahrnehmung der Schmerzen durch eine Beeinflussung der Schmerzsignale auf dem Weg vom Ort des Geschehens oder des wahrgenommenen Schmerzes hin zum Gehirn Bewusstsein) durch verschiedene Systeme (z. B. Rückenmarkstimulation, kurz SCS) reduziert werden. Wer ist ein Kandidat dafür? Die SCS eignet sich bei vielen chronischen Schmerzformen und -ursachen wie z. B. bei Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule und/oder Armen und Beinen nach stattgehabten Operationen (bei u. a. Spinalkanalstenose oder Bandscheibenvorfällen), wobei weder die OP der Auslöser sein muss noch ein operativer Eingriff überhaupt durchgeführt worden ist. Daneben können aber auch Patienten mit chronischen Nervenschmerzen in Form von z. B. Post-Zoster- oder Trigeminusneuralgien bis hin zu verschiedenen Kopfschmerzsyndromen, Gefäßerkrankungen (u. a. pAVK), Polyneuropathien, Schmerzen der inneren Organbereiche und generell postoperativ auftretenden chronischen Schmerzen bis hin zum CRPS durch eine Rückenmarkstimulation eine Linderung dieser erfahren.
Die Einsatzmöglichkeiten sind riesig. In den letzten Jahren sind die zur Verfügung stehenden Verfahren noch einmal deutlich verbessert worden. So lassen sich mittlerweile durch verschiedene Stimulationsarten, welche individuell der Art und Herkunft der Schmerzen angepasst werden können, noch bessere Ergebnisse erzielen. Wie funktioniert das? Die SCS ist ein einfaches Verfahren, bei dem in der Regel zunächst Testelektroden unter Röntgenkontrolle in den Rückenmarkskanal eingeführt werden. Diese Elektroden senden elektrische Impulse aus, um die Schmerzsignale zu beeinflussen, bevor sie das Gehirn erreichen. Die Elektroden werden mit einem äußeren Test-Schrittmacher verbunden und die Testphase gestartet. Können die Schmerzen während der Testphase, die in der Regel über 1-2 Wochen in der häuslichen Umgebung stattfindet, deutlich reduziert werden, ist die Implantation eines dauerhaften, unter der Haut einliegenden Systems bestehend aus Elektrode/n und Schrittmacher in einem zweiten kurzen Eingriff möglich. Der Schrittmacher wird in der Regel im oberen Gesäßbereich, wahlweise auch im Bauchbereich eingebracht. Beide Eingriffe können sicher, mit wenig Aufwand und in Vollnarkose durchgeführt werden.
Neben der guten Schmerzreduktion, können bestenfalls Schmerzmedikamente reduziert oder weggelassen werden. Mobilität, Aktivität, Teilhabe am sozialen Leben werden gesteigert und darüber die Lebensqualität wieder erheblich verbessert. Vorteilhaft ist zudem die prinzipielle Reversibilität der Methode, das heißt, eine Entfernung der Implantate ist jederzeit möglich. Einen Versuch ist es daher in der Regel wert. Wie geht es weiter? Ob ein Schmerzschrittmacher in Frage kommt, und welche spezifischen Risiken und Erfolgsaussichten bestehen, kann im Einzelfall im Rahmen einer ärztlichen Beratung geklärt werden, um ein individuell angepasstes Behandlungskonzept zu erarbeiten. Ein gutes Gespräch ist jederzeit erst einmal möglich und bildet die Grundlage für eine gute Behandlung!
Dr. med. Ronald Richter schmitzke@kliniken-koeln.de
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