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Wenn Bänder und Gelenke überdehnt werden, spricht man von einer Distorsion. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich Verdrehung. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine relativ harmlose Verletzung, die sich in den meisten Fällen gut behandeln lässt.
Zu einer Distorsion kommt es durch eine Gewalteinwirkung, welche das Gelenk über seinen normalen Bewegungsspielraum hinaus belastet. Dies geschieht meist dann, wenn ruckartige, ungewohnte und unphysiologische Bewegungen ausgeführt werden, zum Beispiel, wenn man beim Fußballspiel einem Gegenspieler abrupt ausweicht und dabei mit dem Fuß umknickt. Dadurch werden die Gelenkflächen zu sehr voneinander getrennt oder auch gegeneinander verschoben und Gelenkkapseln, Bänder und Muskeln rund um das Gelenk verletzt. Auch wenn sich die Gelenkbestandteile nach dem Ende der trennenden Krafteinwirkung normalerweise wieder in ihre normale Lage zurückziehen und es somit nicht zu einer dauerhaften Veränderung wie bei einer Luxation kommt, sind Schädigungen des Gewebes nicht auszuschließen.
Am häufigsten tritt eine Distorsion am Sprunggelenk auf, aber auch Knie und Hand sind oft betroffen. Bei einer Überdehnung an der Halswirbelsäule, wie sie typischerweise bei einem Auffahrunfall mit dem Auto entsteht, spricht man von einem Schleudertrauma.
Was sollte man nach einer Verstauchung tun?
Um Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen zu verringern, sollte man nach einer Verstauchung zunächst die sogenannte PECH-Regel anwenden. Dabei steht P für Pause und Schonung, E für Eis und Kühlung, C für Kompression (engl. Compression) mit einem Verband und H für Hochlagern, um einen Blutstau zu verhindern. Ansonsten lassen sich Distorsionen im Allgemeinen gut behandeln, ohne dass eine Operation notwendig wäre. Um Art und Ausmaß des Schadens zu erkennen, bedarf es einer gründlichen Diagnose. Dadurch lassen sich mögliche andere Verletzungen ausschließen, welche zuweilen mit ähnlichen Symptomen verbunden sind. So treten bei einer Verstauchung oft ähnliche Schmerzen wie bei einem Knochenbruch auf. Wichtig ist es, zu überprüfen, ob ein Bänderriss oder ein Knorpelschaden vorliegt oder ob es zu einem Knochenbruch mit Absplitterungen gekommen ist. Zur Diagnostik werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT eingesetzt. Bei einer Distorsion des Knie- oder Sprunggelenks kann unter Umständen auch eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) sinnvoll sein
Wichtig ist es, eine Verstauchung ausheilen zu lassen. Nur so lassen sich Folgeschäden wie eine chronische Gelenkinstabilität, Fehlstellungen oder ein vorzeitiger Knochenabrieb vermeiden. Zur Unterstützung können Bandagen hilfreich sein. Manchmal ist es sinnvoll, zur vorübergehenden Ruhigstellung eine Schiene, einen Verband oder einen Gips zu verwenden. Gegen Schmerzen können entsprechende Medikamente helfen. Sobald die Schwellung zurückgegangen ist, sollte man sich wieder moderat bewegen, um eine Muskelschwächung zu verhindern.
Das A und O ist Prävention
Da besonders Sportler von einer Distorsion betroffen sind, sollten diese alles tun, um eine solche Verletzung zu verhindern. Zur Prävention gehören eine gute Sport- bzw. Spieltechnik, ein Untergrund ohne Hindernisse wie zum Beispiel Löcher im Rasen und eine trainierte Stützmuskulatur.
Wie kommt es zur Überdehnung eines Gelenks?
Normalerweise wissen wir instinktiv, welches Bewegungsausmaß ein Gelenk hat, über das hinaus es sich nicht ohne Schmerzen bewegen lässt. Einschränkend wirken dabei unter anderem die gelenkstabilisierenden Bänder. Diese können bei einer unfall- oder gewaltbedingten „Grenzüberschreitung“, verletzt oder geschädigt werden. Betroffen sein von einer Distorsion können darüber hinaus die Gelenkkapsel sowie Muskeln und Faszien. Die Folgen der Verletzung sind Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Ein äußerlich sichtbares Zeichen kann ein Bluterguss sein.
von Rita Lütze-Brandner