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Fuß- & Sprunggelenk

Die Spinalkanalstenose

spinalkanalstenose

Bei Schmerzen im Fuß oder in der Hand denkt man meistens, dass ganz in der Nähe ein Problem im Körper vorliegen müsse, doch manchmal liegt die Ursache ganz woanders. Bei einer Spinalkanalstenose, einer Verengung des Rückenmarkkanals (griech.: sténosis: Verengung), können weit ausstrahlende Schmerzen entstehen. Der Grund: Durch den Rückenmarks-kanal laufen zahlreiche Nervenbahnen, über die Informationen wie Schmerzen oder Temperaturen an das Gehirn weitergeleitet werden, während das Gehirn darüber Anweisungen an die Körperteile versendet. Wenn diese Nervenbahnen verengt sind, funktioniert die Kommunikation nicht mehr richtig: Es kann zu Schmerzen, Taubheit, Schwäche und Lähmungserscheinungen kommen.

Der Schutz der Beweglichkeit

Um die empfindlichen zentralen Nervenbahnen zu schützen, verlaufen sie durch den stabilen, knöchernen Rückenmarks- bzw. Wirbelsäulenkanal. Für eine Verengung kann es verschiedene Ursachen geben, Mediziner unterscheiden zwischen einer primären, also angeborenen, und einer sekundären, später im Leben erworbenen Spinalkanalstenose. Bei der angeborenen Variante sind meist ein oder mehrere Knochen oder Bänder nicht normal gewachsen, sondern wuchern an einer Stelle in den Spinalkanal hinein (Spondylose). Die sekundäre Spinalkanalstenose ist eher die Folge degenerativer Prozesse. Hier ragen krankhaft veränderte Knochen, Bruchstücke oder verdickte Bänder in den Wirbelsäulenkanal hinein. Auch Arthrose der Facettengelenke, eine Bandscheibenvorwölbung oder ein akuter Bandscheibenvorfall können die Stenose auslösen. Das Nervengewebe und Rückenmark werden gereizt und können sogar beschädigt werden, was dauerhafte Erkrankungen zur Folge haben kann.

Allerdings muss eine Spinalkanalstenose keine Schmerzen bereiten. Würden Mediziner rein nach Röntgenbild therapieren, würden sie bei einem Großteil der Menschen über 60 Jahren Stenosen therapieren. Tatsächlich weisen viele Wirbelsäulen an einigen Stellen Verdickungen oder Engstellen auf; wenn jedoch keine Symptome auftreten, wird meist keine Therapie eingeleitet.

Die drei Formen der Spinalkanalstenose

Spinalkanalstenosen werden nach dem Bereich ihres Auftretens auf der Höhe der Wirbelsäule eingeteilt. Bei einer zervikalen Spinalkanalstenose ist der Halswirbelsäulenbereich (HWS) betroffen, thorakale Spinalkanalstenosen treten im Brustwirbelsäulenbereich (BWS) auf und lumbale Spinalkanalstenosen im unteren Rücken bzw. der Lendenwirbelsäule (LWS).

Eine Spinalkanalstenose an der HWS äußert sich häufig in Sensibilitätsstörungen in den Armen und dahin ausstrahlende Schmerzen. Auch Lähmungen oder eine Störung der Feinmotorik können auftreten, manchmal ist auch die Atemmuskulatur der Brust betroffen. Die Spinalkanalstenose an der BWS ist meist gekennzeichnet durch Rückenschmerzen im Brustbereich, Schmerzen und Taubheitsgefühl der Brust sowie Atemprobleme. Je nach Sitz der Verengung kommen auch Magen-Darm-Beschwerden hinzu. Die Spinalkanalstenose der LWS strahlt häufig bis in die Beine aus: Das Gangbild und Gefühl der Betroffenen in den Beinen ist stark gestört, besonders beim Gehen und Stehen. Dadurch sind sie stolperanfällig, was gerade bei älteren Menschen eine ernst zu nehmende Unfallgefahr darstellt. Auch Schmerzen im unteren Rücken, Steifheits- und Schwächegefühl im Unterkörper sowie Probleme mit Harn- und Stuhldrang sowie der sexuellen Erregbarkeit zählen zu den Symptomen der LWS-Stenose. Häufig versuchen Betroffene instinktiv, die verengte Stelle zu entlasten: Sie beugen sich nach vorne über, wodurch der verengte Wirbelkanal geweitet wird und die Nerven entlastet werden.

Die Behandlung von Spinalkanalstenose

Der Verlauf der Spinalkanalstenose kann sehr unterschiedlich sein, nur wenige akute Fälle bedürfen sofortiger operativer Behandlung, viele können mit konservativen Mitteln wie Entlastung, Schmerzmedikation, Physiotherapie und Unterstützungen wie Wärme- und Elektrotherapie gut behandelt werden. Bei einigen Betroffenen verringern sich die Schmerzen von selbst wieder, bei anderen nehmen sie durch bestimmte Bewegungen zu. Es ist jedoch nicht ratsam, bei Schmerzen jede Bewegung einzustellen, da dies auf Dauer zu Muskelabbau führt und die Schmerzen noch verstärkt. Sollte die konservative Therapie nicht anschlagen, wird versucht, die Engstelle mittels einer Schlüsselloch-OP, also mithilfe eines möglichst kleinen Einschnittes, zu behandeln. Größere Narben könnten nach der Heilung selbst eine erneute Stenose verursachen. Ziel der Operation ist, das gequetschte Rückenmark und die eingeengten Nerven zu entlasten. Hierfür werden Verfahren wie die Dekompression (Druckentlastung durch Gewebeentfernung), Spondylodese (Versteifung) oder interspinöse Implantate angewendet. Allerdings wird der Nutzen der Operation stets gegen die individuellen Risiken des Patienten (z. B. Alter, Multimorbidität) abgewogen. In vielen Fällen fordert die konservative Therapie zwar etwas Geduld, ist aber ebenso effektiv wie eine Operation.

von Andrea Freitag