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Krankheitsbilder

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS)

Häufig tritt das CRPS zum Beispiel nach einem Handgelenksbruch auf.

Der Knochenbruch ist fast verheilt, da treten plötzlich aus unerfindlichem Grund ein Spannungsgefühl und starke Schmerzen auf. Der Körperteil ist überwärmt und schwillt an, die Haut verfärbt sich. Was für den Betroffenen scheinbar unerklärlich ist, ist ein bekanntes Phänomen: Das komplexe regionale Schmerzsyndrom – früher auch als „Morbus Sudeck“ bezeichnet.  Die noch immer nicht vollständig verstandene Erkrankung kann sehr langwierig und äußerst belastend sein. 

Dem CRPS voraus geht immer eine traumatische Beeinträchtigung der entsprechenden Extremität, beispielsweise eine Fraktur, eine Verstauchung oder eine Bänderzerrung. Betroffene leiden plötzlich und in keinem direkten Zusammenhang zur eigentlichen Verletzung unter dauerhaften oder zunehmenden Schmerzen. Die Gliedmaße schwillt an und wird heiß oder kalt. Die Haut verfärbt sich von rot bis blau. Hinzu kommen Sensibilitätsstörungen und motorische Probleme sowie Beeinträchtigungen von Haar- und Nagelwachstum sowie der Schweißproduktion. Die genauen Ursachen für die Entstehung eines CRPS sind bis heute ungeklärt. Die meisten Betroffenen sind zwischen 40 und 70 Jahre alt, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer, jedoch können auch jüngere und ältere Menschen sowie Kinder am komplexen regionalen Schmerzsyndrom erkranken. 

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Betroffene wissen oft nicht mehr ein noch aus.

Die verschiedenen Formen des CRPS

Das komplexe regionale Schmerzsyndrom kann in zwei Haupttypen unterteilt werden: CRPS Typ 1 und CRPS Typ 2. Beim Typ 1, dem von Paul Sudeck Anfang des 20. Jahrhunderts beschriebenen reflexen sympathischen Dystrophiesyndrom, entwickeln sich die Symptome nach einer vergleichsweise milden Verletzung wie zum Beispiel einem Bruch des distalen Radius, ohne dass eine erkennbare Nervenschädigung vorliegt. CRPS Typ 2, auch bekannt als „kausal bedingtes sympathisches Dystrophiesyndrom“, entsteht nach einer nachweisbaren Nervenverletzung oder Nervenerkrankung. Das CRPS Typ 1 ist die häufigere Form der Erkrankung und macht den Großteil der Fälle aus. Beide Typen können jedoch ähnliche Symptome verursachen und erfordern eine schnelle Diagnose und konsequente Behandlung.

Der Entdecker des komplexen regionalen Schmerzsyndroms

Der deutsche Arzt Paul Sudeck (1866-1945) gilt als Pionier auf dem Gebiet der Orthopädie und Rheumatologie. Er leistete wichtige Beiträge zur medizinischen Forschung und Beschreibung von Krankheitsbildern, insbesondere im Bereich des komplexen regionalen Schmerzsyndroms (CRPS). Sudeck beschrieb erstmals um 1900 das Syndrom, das als eigenständiges Krankheitsbild („Morbus Sudeck“) später seinen Namen trug. Seine Arbeit trug dazu bei, das Verständnis der Erkrankung zu fördern und therapeutische Ansätze zu entwickeln. Darüber hinaus erlangte Sudeck auch durch seine Forschung zur Osteoporose und anderen orthopädischen Erkrankungen größere Bekanntheit.

Ein CRPS durchläuft verschiedene Stadien, die jedoch nicht immer klar voneinander abgegrenzt sind:

Stadium I (Entzündungsstadium): Die Haut wird warm, die betroffene Gliedmaße schwillt an und erscheint rot. Starke Schmerzen treten auf und beeinträchtigen die Funktion.

Stadium II (Dystrophes Stadium): Die Haut wird blasser und kühlt ab. Die Schmerzen können abnehmen, müssen es aber nicht. In diesem Stadium versteifen sich die betroffenen Körperteile allmählich, und auf Röntgenbildern zeigen sich deutliche Anzeichen von Knochenschwund (Entkalkung). Es kann auch zu Muskelabbau kommen.

Stadium III (Atrophes Stadium): Die Schmerzen lassen möglicherweise nach, aber der Muskel- und Bindegewebsschwund ist deutlich erkennbar. Die betroffene Gliedmaße ist irreversibel geschädigt und funktionsunfähig.

Eine genaue Vorhersage ist kaum möglich

Ein CRPS verläuft bei jedem Patienten anders, und es lässt sich keine genaue Vorhersage über den Verlauf treffen. Zusätzliche Symptome wie Veränderungen an Haaren und Nägeln oder vermehrte Schweißbildung können die Belastung für die Betroffenen verstärken. Am schwerwiegendsten sind jedoch die oft intensiven brennenden Schmerzen und Missempfindungen. Manche Patienten können nicht einmal Socken anziehen, da der Kontakt mit Stoff Schmerzen verursacht. Selbst leichte Berührungen, zum Beispiel mit einem Wattebausch, können als äußerst unangenehm empfunden werden. Die Beschwerden können dabei über Monate bis Jahre hinweg bestehen bleiben. Bei konsequenter Therapie ist eine vollständige Heilung möglich, aber nicht sicher. Je früher die Diagnose gestellt und eine multimodale Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Chancen auf einen milderen Verlauf oder eine Heilung. Bleibt das CRPS unbehandelt oder besteht über längere Zeit fort, können irreversible Schäden und ein Funktionsverlust der erkrankten Extremität auftreten. In einigen Fällen kann die Erkrankung nach einer längeren Ruhephase wieder aufflammen oder sogar auf andere Gliedmaßen übergreifen.

Die Diagnose ist nicht immer leicht

Da die anfänglichen Symptome denen einer normalen Entzündungsreaktion ähneln, welche infolge der Verletzung auftritt, wird eine CRPS im Anfangsstadium oft übersehen. Wichtig ist es deshalb, sich bei stärker werdenden Schmerzen und übermäßiger Schwellung an einen Arzt zu wenden. Dieser stellt anhand der Symptome und durch Ausschluss anderer Ursachen letztlich die Diagnose. Weichteilinfektionen oder Thrombosen können zum Beispiel ähnliche Symptome hervorrufen. Ist die Erkrankung bereits weiter vorangeschritten, ist im Röntgenbild eine Entkalkung des Knochens erkennbar. 

Anzeichen eines CRPS

  • Eine der vorausgehenden Operation oder Verletzung nicht angemessener Schmerz, der nicht nachlässt oder sich verstärkt
  • Starke Berührungsempfindlichkeit: schon leichtes Berühren löst heftige Schmerzen aus
  • Veränderungen der Hauttemperatur: zunächst überwärmt, später kalt
  • Veränderungen der Hautfarbe: zunächst rötlich, später bläulich
  • Weitere Veränderungen wie starkes Schwitzen, Schwellung, verstärktes Haarwachstum
  • Im Spätstadium Bewegungseinschränkung und Gelenkversteifung

Therapie

Für den Behandlungserfolg ist es wichtig, dass sich die Ärzte mit dem komplexen regionalen Schmerzsyndrom auskennen. Da es keine ursächliche Behandlung gibt, kommt meist ein multimodales Behandlungskonzept zum Einsatz. Dieses umfasst neben Medikamenten wie Kortison auch Schmerzmittel, Physiotherapie, Ergotherapie, CO2-Bäder und bei Bedarf Psychotherapie. 

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS) finden Sie unter anderem beim CRPS Bundesverband Deutschland e. V. (crpsnetzwerk.org).

Das kann zu einem CRPS führen

Die komplexe Erkrankung kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Dazu gehören z. B.:

  • Verletzungen: CRPS tritt oft nach einer Verletzung auf, wie z. B. einem Bruch, einer Verstauchung, oder einer Operation.
  • Chirurgische Eingriffe: Manchmal entwickelt sich ein CRPS als Reaktion auf eine chirurgische Intervention, insbesondere in der Nähe von Nerven oder Gelenken.
  • Neurologische Erkrankungen: Schlaganfälle, Multiple Sklerose oder auch bestehende Neuropathien oder Nervenschäden können das Risiko für CRPS erhöhen.
  • Vaskuläre Probleme: Durchblutungsstörungen oder vaskuläre Erkrankungen können zu einem CRPS beitragen.
  • Infektionen: Obwohl selten, können Infektionen dazu führen, dass das Immunsystem überreagiert und sich ein CRPS entwickelt. In der Literatur werden insbesondere Lyme-Borreliose und Herpes Zoster (Gürtelrose) als mögliche Auslöser benannt.
  • Genetische Faktoren: Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen können, da CRPS manchmal in Familien vorkommt.

Die genaue Pathophysiologie von CRPS ist komplex und beinhaltet wahrscheinlich eine Kombination von neurologischen, immunologischen und vaskulären Veränderungen. Die Behandlung von CRPS erfordert oft eine multidisziplinäre Herangehensweise, die Schmerztherapie, Physiotherapie, psychologische Unterstützung und manchmal interventionelle Verfahren umfasst.