Olpasiran: Wunderwaffe gegen tödliches Blutfett Lp(a) in Sicht?
Neben dem bekannten Cholesterin ist das Lipoprotein (a) – kurz Lp(a) – einer der größten einzelnen Risikofaktoren für die Entwicklung von Kreislauf-Erkrankungen.
Lipoprotein (a) besteht aus einer Kombination von LDL-Cholesterin und einem speziellen Protein namens Apolipoprotein (a). Es wird von der Leber produziert und findet sich im Blut neben anderen Blutfetten. Lp(a) fördert die Ablagerung von Cholesterin und damit die Bildung von Plaques in den Arterien. Solche Plaques können die Arterien verengen und den Blutfluss einschränken, was das Risiko von Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Darüber hinaus können hohe Lp(a)-Spiegel auch die Blutgerinnung fördern, was zu einem erhöhten Risiko von Blutgerinnseln (Thrombosen) führt. Lp(a) kann auch entzündliche Prozesse in den Arterienwänden verstärken, was zu einer beschleunigten Schädigung der Gefäßinnenwand führen kann. Solche Entzündungen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Normwerte für Lp (a)können je nach Labor und Untersuchungsmethode leicht variieren und werden in Milligramm pro Deziliter (mg/dL) oder Millimol pro Liter (mmol/L) gemessen. Dabei gilt:
- Lp(a) unter 30 mg/dL (oder 75 nmol/L): Niedriges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Lp(a) zwischen 30 und 50 mg/dL (oder 75 und 125 nmol/L): Moderates Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Lp(a) über 50 mg/dL (oder 125 nmol/L): Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bislang gab es keine Möglichkeit, den im Wesentlichen genetisch bedingten Wert medikamentös zu verringern. Herkömmliche Cholesterinsenker wie z.B. Statine haben nur eine geringe, nicht voraussagbare Wirkung auf die LP(a)-Werte. Nur eine Blutwäsche, eine sogenannte Plasmapherese, ist in der Lage, Lp(a) in signifikanter Menge aus dem Blut herauszufiltern. Die Plasmapherese ist jedoch ein extrem aufwendiges und teures Verfahren und wird normalerweise nur bei Patienten mit sehr hohen Lp(a)-Werten und einem dementsprechend hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Betracht gezogen.
Der Wirkstoff Olpasiran des Herstellers Amgen, der sich momentan in der Phase-III-Studie befindet, könnte nun zu einem „Game Changer“ in der Vorbeugung von ablagerungsbedingten Herz-Kreislauf-Krankheiten werden. Phase III Studien sind die letzte Phase im Entwicklungsprozess eines Medikaments, bevor es nach eingehender Prüfung aller Studienergebnisse durch die zuständigen Behörden zugelassen werden kann. Die Ende letzten Jahren vorgestellten Daten aus der Phase-II-Studie für Olpasiran zeigen eine signifikante Senkung des Lp(a)-Wertes gegenüber der Placebo-Gruppe. Die mittleren prozentualen Senkungen betrugen 70,5 % für 10 mg alle 12 Wochen, 97,4 % für 75 mg alle 12 Wochen, 101,1 % für 225 mg alle 12 Wochen und 100,5 % für 225 mg alle 24 Wochen.
„Derzeit gibt es keine zugelassenen Arzneimittel, die eine deutliche und anhaltende Senkung der Lp(a)-Konzentration bewirken können“, sagte Dr. Michelle L. O’Donoghue, MPH, Senior Investigator, TIMI Study Group am Brigham and Women’s Hospital und Global Principal Investigator der OCEAN(a)-DOSE-Studie. „Die RNA-Interferenz durch Olpasiran ist ein vielversprechender Behandlungsansatz, der in dieser Phase-2-Studie zu einer tiefgreifenden und anhaltenden Senkung der Lp(a)-Konzentration führte.“
Olpasiran gehört zur Gruppe der sogenannten siRNA (small interfering RNA). Dabei handelt es sich um kurze RNA-Fragmente, welche im Organismus zum selektiven Abbau der komplementären mRNA führen. Damit verhindern sie gezielt die Genexpression und die Bildung von Proteinen.