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Fortschritte bei der Versorgung von Diabetespatienten

Während die Zahl der Diabetespatienten von Jahr zu Jahr ansteigt, entwickeln Mediziner und Diabetesorganisationen immer bessere Therapieformen und Versorgungskonzepte gegen die Volkskrankheit.

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Geht man von den Berechnungen des Bundesministeriums für Gesundheit aus, leiden deutschlandweit ungefähr sieben Prozent aller erwachsenen Menschen an Diabetes. Davon erkranken ca. 90 bis 95 Prozent an Diabetes Typ 2, welcher früher auch als Altersdiabetes bezeichnet wurde. Allerdings gilt dieser Begriff inzwischen als nicht mehr zutreffend, da immer mehr auch jüngere Frauen und Männer unter dieser Form des Diabetes leiden. Als Hauptgrund für den Anstieg der Patientenzahlen machen Mediziner die modernen Konsumgewohnheiten aus, insbesondere eine ungesunde Ernährungsweise und Bewegungsmangel. Dass zugleich auch die Zahlen für Diabetes Typ 1 ansteigen, welcher bereits im Kindesalter auftritt, lässt sich dagegen schwerer erklären. Denn dabei handelt es sich, anders als es bei Diabetes Typ 2 der Fall ist, um eine Autoimmunerkrankung, deren Auslöser unbekannt ist. Inzwischen ist Diabetes zu einer ernst zu nehmenden Volkskrankheit geworden, gegen deren Ausbreitung Wissenschaftler und Verbände schon seit einiger Zeit mit neuen Forschungsansätzen und Behandlungskonzepten anzugehen versuchen.

Diabetes Typ 1: die Rolle der „Autoantikörper

Für die Behandlung des Diabetes spielt die Früherkennung eine zentrale Rolle. Nur dadurch lässt sich vermeiden, dass Organe geschädigt werden und eine lebensbedrohliche Situation entsteht. Das Helmholtz Zentrum München hat daher im Rahmen einer Studie namens „Frida“ zwischen 2015 und 2019 insgesamt 90.000 Kinder zwischen zwei und fünf Jahren auf sogenannte Insel-Autoantikörper getestet. Treten diese Antikörper auf, so liegt ein möglicher Verdacht nahe, dass das körpereigene Immunsystem gegen die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse aktiv wird, was wiederum die Ursache für einen Diabetes Typ 1 ist. Alle Kinder, bei denen der Test positiv ausfiel, wurden regelmäßig untersucht, sodass im Bedarfsfall eine geeignete Behandlung eingeleitet werden konnte. Da sich die Erkrankung somit bereits vor dem Auftritt der Symptome erkennen ließ, war es möglich, lebensgefährliche Stoffwechselentgleisungen – eine häufige Folge von Diabetes Typ 1 im Kindesalter – in den meisten Fällen zu verhindern. Aufgrund der Studie sind Überlegungen entstanden, ob es nicht generell sinnvoll sein könnte, die Früherkennung von Diabetes Typ 1 zu einem Teil der allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen zu machen. Das Helmholtz München erforscht zudem die Wirkung eines Medikaments, das darauf abzielt, die Autoimmunreaktion bei den betroffenen Kindern zu unterdrücken.

So lässt sich die Verabreichung von Insulin vereinfachen

Da Kinder und Erwachsene mit einem Diabetes Typ 1 sowie ein Teil der Diabetes-Typ-2-Patienten zeitlebens auf die Zufuhr von Insulin angewiesen sind, muss dieses regelmäßig und abhängig von der aufgenommenen Nahrung gespritzt werden. Dabei geht es darum, den Blutzucker optimal einzustellen, um Folgeschäden zu vermeiden. Wissenschaftler bemühen sich schon seit Längerem darum, die Handhabung dafür zu erleichtern. So wurden die klassischen Insulinspritzen schon vor einiger Zeit durch komfortablere Insulinpens und -pumpen abgelöst. Inzwischen sind moderne Insulinpens sogar dazu in der Lage, Daten über die verabreichten Insulinmengen an ein Handy oder einen PC weiterzuleiten.

In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, eine Insulinpumpe zu verwenden. Dies ist zum Beispiel bei kleinen Kindern der Fall oder dann, wenn häufige Blutzuckerschwankungen auftreten. Eine Insulinpumpe, die sich zum Beispiel am Gürtel tragen lässt, gibt regelmäßig über eine unter die Haut implantierte Kanüle sogenanntes Basisinsulin an den Körper ab. Lediglich das sogenannte Bolus-Insulin, ein Zusatz-Insulin, das zur Verarbeitung der Nahrung erforderlich ist, muss per Knopfdruck verabreicht werden. Viele Patienten und Mediziner setzen ihre Hoffnung darüber hinaus in die Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse. In den USA sind bereits einige Prototypen dieser Art verfügbar. Dabei handelt es sich um weiterentwickelte Insulinpumpen, die vollautomatisch funktionieren, ohne dass ein Zutun des Patienten erforderlich wäre. Allerdings sind die entsprechenden Geräte äußerst kompliziert und können bei einer Fehlfunktion großen Schaden anrichten. Es dürfte daher noch eine gewisse Zeit dauern, bis sie standardmäßig zum Einsatz kommen.

Verbände fordern bessere -Maßnahmen zur Früherkennung

Im Jahr 2019 wurde von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Diabetes-Hilfe (diabetesDE) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) ein Positionspapier erstellt, das dazu beitragen soll, die Anzahl der Diabetiker und die Höhe der Diabeteskosten zu reduzieren. Gefordert wird unter anderem eine Steuererhöhung für gesundheitsschädliche Nahrungsmittel, eine bessere Kennzeichnung für Lebensmittel sowie allgemeine Standards für Schul- und Kitaessen. Zu den weiteren Forderungen gehören ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel, das Kinder und Jugendliche betrifft, und der Ausbau von Bewegungsangeboten an Schulen. Außerdem sollten mehr Diabetologen ausgebildet und die Diabetesforschung finanziell besser ausgestattet werden. Für wichtig erachtet werden zudem der Ausbau der Früherkennungsprogramme und ein verbessertes Angebot für Patienten sowie eine umfassendere Aufklärung.

Neue Medikamente gegen Diabetes Typ 2

Auf dem Gebiet der Medikamentenforschung zu Diabetes Typ 2 hat sich eine Menge getan. So gibt es bereits seit einigen Jahren sogenannte SGLT-2-Hemmer. Diese hemmen den Rückresorptionsmechanismus für Glykose in den Nieren und tragen so dazu bei, dass eine größere Menge Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Ein weiteres vielversprechendes Medikament, das seit Kurzem auf dem Markt ist, ist ein GLP-1-Rezeptor-Antagonist in Tablettenform. Bereits seit längerer Zeit werden GLP-1-Rezeptor-Antagonisten, auch Inkretin-Mimetika genannt, erfolgreich zur Behandlung von Diabetes und Übergewicht eingesetzat. Allerdings mussten diese Wirkstoffe, welche die Magenentleerung verlangsamen und das Sättigungsgefühl verstärken, bislang immer gespritzt werden.

von Klaus Bingler