
Inhaltsverzeichnis
So beugen Sie der Sturzgefahr vor
Sobald wir in der Lage sind, auf zwei Beinen zu stehen und zu gehen, sind wir aufgrund der Schwerkraft zumindest potenziell der Gefahr ausgesetzt hinzufallen. Damit dies nicht ständig geschieht, verfügen wir über unseren Gleichgewichtssinn und unsere Koordinationsfähigkeit. Allerdings nehmen diese mit zunehmendem Alter ab, sodass das Risiko zu stürzen steigt. Indem wir unseren Gleichgewichtssinn gezielt trainieren, können wir dieser Gefahr entgegenwirken.
Um uns im Raum zurechtfinden zu können, müssen alle Sinne präzise zusammenarbeiten und die jeweilige Situation analysieren, in der sich unser Körper gerade befindet. Entscheidend ist dabei das Zusammenspiel von Propriozeption (Eigenwahrnehmung), Gleichgewichtssinn und Koordinationsfähigkeit. So werden wir in die Lage versetzt, uns im Alltag zurechtzufinden und auf Ausnahmesituationen angemessen zu reagieren. Dies kann zum Beispiel dann erforderlich werden, wenn ein Sturz droht und wir diesen verhindern oder auffangen wollen.
So arbeitet das Gleichgewichtsorgan
Unser Gleichgewichtsorgan registriert alle Arten von Lageveränderungen und Beschleunigungen. Es befindet sich im Innenohr und besteht aus drei Bogengängen und zwei Vorhofsäckchen. Sinneszellen mit feinen Härchen, die durch eine Flüssigkeit bewegt werden, geben dem Gehirn Auskunft über alle Arten von Lageveränderungen und Beschleunigungen. Gemeinsam mit den Informationen anderer Sinnesorgane wie den Augen ermöglicht uns dies die Orientierung im Raum. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Fähigkeit allerdings ab.
Die Koordinationsfähigkeit muss erlernt werden
Voraussetzung dafür, auch komplexe Bewegungen unabhängig voneinander auszuführen, ist die Koordinationsfähigkeit. Um diese Fähigkeit zu erlernen, müssen einzelne situationsspezifische Abläufe im Gehirn abgespeichert werden. Auf diese Weise ist es zum Beispiel möglich, Fahrrad zu fahren oder Tennis zu spielen. Zu den wichtigen Teilbereichen koordinativer Abläufe gehören Reaktions- und Anpassungsfähigkeit und räumliche Orientierung. Auf diese Weise ist es uns möglich, erlernte Bewegungskombinationen schnell und situationsabhängig anzupassen, was zum Beispiel bei einer Sturzgefahr relevant wird.
Sturzgefahr durch nachlassenden Gleichgewichtssinn
Dass die Sturzgefahr gerade im Alter zunimmt, hat seinen Grund zum großen Teil darin, dass Gleichgewichtssinn und Koordinationsfähigkeit abnehmen. Da zudem auch die Körperkraft nachlässt, ist man weniger in der Lage, sich bei einem Sturz abzufangen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von intrinsischen Faktoren. Dazu gehören auch Medikamentennebenwirkungen oder eine verminderte Sehkraft. Als extrinsische Risikofaktoren bezeichnet man „Stolperfallen“ wie Teppichkanten, herumliegende Kabel, zu dunkle Räume oder die Fortbewegung auf rutschigen Socken. Ratsam ist es, Risikofaktoren dieser Art auszuschalten. Weitere Maßnahmen können darin bestehen, die Medikamente anzupassen oder gegebenenfalls Hüftprotektoren zu tragen.
Trainieren Sie Ihre Muskulatur und Motorik
Darüber hinaus können Sie der Sturzgefahr durch ein gezieltes Training des Gleichgewichtssinnes und der Koordinationsfähigkeit entgegenwirken. Während Krafttraining dabei helfen kann, muskuläre Defizite auszugleichen, können Sie durch Ballspiele oder Gymnastik lernen, Ihre Bewegungsabläufe zu koordinieren. Entscheidend kommt es auch auf eine Stärkung der Tiefenmuskulatur und Motorik an. Als Beispiel für das Gleichgewichtstraining soll eine einfache Übung im Zehenspitzenstand angeführt werden:
Stellen Sie sich auf beide Beine
Heben Sie Ihr linkes Bein an und winkeln Sie den linken Oberschenkel im 90-Grad-Winkel nach hinten an.
Stellen Sie sich mit dem rechten Bein auf die Zehenspitzen beziehungsweise den Fußballen und halten Sie diese Position drei Sekunden lang.
Wippen Sie danach mit der Ferse des rechten Beins leicht auf und ab.
Wechseln Sie nach etwa zehn Wiederholungen auf den anderen Fuß.
Sollte Ihnen diese Übung anfänglich zu schwerfallen, können Sie sich an der Tischkante festhalten.
Darüber hinaus können Sie mithilfe fernöstlicher Bewegungstechniken wie dem Tai-Chi lernen, fließende Bewegungsabläufe durchzuführen und die Muskulatur einer gezielten An- und Entspannung auszusetzen.
Institutionen wie Reha-Einrichtungen, Volkshochschulen oder Krankenkassen bieten zudem häufig spezielle Kurse zur Sturzprävention an, in denen man in besonderem Maße auf die Bedürfnisse älterer Kursteilnehmer eingeht.
Interessante weiterführende Informationen zum Thema bietet die Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit unter dem Link „www.gesund-aktiv-aelter-werden.de“ an.
von Rita Lütze-Brandner
Sturzgefahr und Pflegebedürftigkeit
Sturzgefahren sind ein Problem, das vor allem bei Menschen im fortgeschrittenen Alter mit schwerwiegenden Folgen verbunden sein kann. So führt ein Sturz häufig zur Pflegebedürftigkeit. Aber auch dann, wenn es nicht dazu kommen sollte, bleibt ein solcher oft im häuslichen Umfeld eintretender Unfall, meist nicht folgenlos. Denn vielfach werden die Betroffenen aus Angst, erneut zu stürzen, übervorsichtig und ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück.