10.000 Roboter-assistierte Endoprothesen im Orthopädischen Krankenhaus Schloss Werneck

Werneck ist in der Roboter-Operationstechnik europaweit führend
Die Roboter-assistierte Endoprothetik ist auf dem Weg zum neuen Standard. Überlegene Präzision und geringere Fehlerquoten machen die OP-Technik sicherer für Patienten und Chirurgen. Wie die MAKOplasty® nach Deutschland kam, erfahren wir vom Ärztlichen Direktor des Orthopädischen Krankenhauses, Prof. Dr. med. Christian Hendrich.
>> Herr Professor Hendrich, als Sie 2013 die MAKOplasty® nach Deutschland geholt haben, hat man sie belächelt.
Prof. Hendrich: Belächelt vielleicht we- niger, aber man hat sich doch gewundert. Schließlich hatte der Roboter nach der Episode ROBODOC in den 90er Jahren ein sehr negatives Image.
>> Wie sind Sie persönlich zur MAKO-plasty® gekommen?
Auf dem amerikanischen Orthopäden- Kongress habe ich die Vorführung mehrerer Chirurgen gesehen und war begeistert. Mir war klar, wer den Roboter nach Deutschland holt, ist vorne. Dass ich selbst das sein würde, hätte ich nicht zu träumen gewagt.
>> Wie ist die Erfolgsgeschichte verlaufen?
Im Jahr 2013 haben wir nur eine Hand- voll Prothesen operiert, damals am Knie den Schlitten und einige Hüften. Die Zahlen sind dann jedes Jahr gewachsen bis 2017. In diesem Jahr waren wir dann die erste Klinik außerhalb der USA, die den MAKO für das ganze Knie einsetzen durfte.
>> In Ihrer Klinik haben sie im letzten Jahr 100% Ihrer fast 1.700 Knie mit dem MAKO eingesetzt. Was sind die Vorteile?
Es ist die überlegende Präzision. Wir können das künstliche Knie auf 0,1mm und 0,5° genau an die individuelle Anatomie des Patienten anpassen.
>> Kritiker sagen, dass es noch keine Langzeitergebnisse gibt…
Dies haben neue Methoden so an sich, denn sie sind ja neu. Unsere Ergebnis- se mit dem Schlitten über 13 Jahre und mit dem Knie über 8 Jahren dürfen allerdings schon als aussagekräftig gelten. Aber das braucht es eigentlich gar nicht. Wir haben relativ viel Besuch von Chirurgen aus dem In- und Ausland. Wenn sie die Kniegelenke selber in die Hand genommen haben, spüren sie unmittelbar, wie sich eine optimale Kniegelenk-Kinematik anfühlt. Ein bekannter Schweizer Chirurg sagte ein- mal: „Mit der konventionellen OP-Technik gelingt 1 von 10 Knien perfekt, mit dem MAKO sind es 10 von 10.“
Zu nennen ist die Strahlenbelastung für das Planungs-CT, das für das individuelle 3D-Modell notwendig ist. Ansonsten entsprechen die Risiken der MAKOplasty® denen der konventionellen Knieendoprothetik. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass sie quantitativ geringer sind. Unsere Transfusionsrate liegt mittlerweile bei rekordverdächtig niedrigen 0,18 %. Auch die übrigen Komplikationen sind seltener geworden. Früher haben wir noch die etwas längere OP-Zeit erwähnt.
>> Was bedeutet “früher”?
Mittlerweile kostet die MAKOplasty®- Technik am Knie keine zusätzliche OP-Zeit mehr. Die meisten Operationen dauern weniger als eine Stunde.
>> Nach wie vor haben viele Patienten Angst vor den Schmerzen am Kniegelenk?
Gerade hier haben wir zuletzt die größten Fortschritte gemacht. Am OP-Tag sind die Patienten durch unsere Spritzen weitgehend vor Schmerzen geschützt, auch wenn sie bereits 2 Stunden nach der Operation aufstehen. Lediglich am Tag nach der OP haben 50% meiner Patienten einen höheren Schmerzmittelbedarf, die anderen 50% kommen bereits mit der Basismedikation zurecht. Die meisten – fast alle – meiner Patienten benötigen am 2. Tag keine Zusatzmedikation mehr und können in die Reha oder nach Hause.

>> Das konnte man sich vor einigen Jahren noch gar nicht vorstellen. Wo geht die Reise noch hin?
Mit dem Roboter werden wir in Zukunft auch vermehrt Hüften operieren. Dazu wird es in Kürze die Möglichkeit geben, auch Schultern und Wirbelsäulen zu behandeln. Bereits heute operieren wir die großen Wirbelsäulenstabilisierungen durch die Haut, also ohne großen Schnitt, unter CT-Kontrolle. Darauf auf- bauend wird in den nächsten Jahren der Roboter bei der Positionierung der Schrauben helfen.
>> Zurück zu der 10.000. OP – in Europa sind Sie klar die Nr. 1. Haben weltweit noch andere Kliniken diese Marke er- reicht?
Unseres Wissens nach nur 2 in den USA: New York, Florida, Werneck. Das hört sich doch gut an.
>> Ihr persönliches Fazit?
Als ich 2013 die Technik zum ersten Mal gesehen habe, hätte ich nie geglaubt, dass ich eines Tages alle Kniegelenke damit operieren würde. Die überlegene Präzision der Methode ist sowohl für den Patienten als auch für den Operateur sofort spürbar. Aus meiner Sicht ist die MAKOplasty® heute die Methode der Wahl für das Kniegelenk. Bei den Hüftgelenken ist eine weitere Steige- rung zu erwarten, Schulter und Wirbelsäule werden in den nächsten Jahren dazukommen.
Orthopädisches KrankenhausSchloss Werneck
Spezialklinik für Endoprothetik, Orthopädie und Unfallchirurgie
Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung
Tel.: 0 9722 / 21 – 50 00
ortho-wirbelsaeule@kh-schloss-werneck.de